Zum Kapitelende.


DNYANESHWARI
,


KAPITEL 16



GÖTTLICHE UND DÄMONISCHE VERANLAGUNGEN
(TUGENDEN UND LASTER)




DIE ZWEI ARTEN VON VERANLAGUNGEN.

Eine Sache, die man mag, dringt immer tiefer in das Bewusstsein ein und wird Vorliebe oder gar Liebe genannt. Es ist verständlich, dass Neugierige, die diese Liebe noch nicht erfahren haben, sich darüber Gedanken machen sollten, ob sie Wissen erwerben wollen, und wenn sie es erworben haben, wie lange es anhalten wird. Daher ist es nötig, zunächst über folgende Fragen nachzudenken: "Wie kann man diese reine Weisheit erlangen, und wie lange hält sie an, wenn man sie erreicht hat?" oder "Warum erlange ich diese Weisheit nicht?" oder "Was ist das für ein mächtiges Weisheit verhinderndes Wesen, das einen dauern auf den falschen Weg führt?". Shri Krishna spricht nun in diesem Kapitel zu Arjuna, um entsprechende Wünsche der neugierigen Suchenden zu erfüllen, damit sie Hindernisse auf dem Pfad des Wissens loswerden und sich auf die Dinge konzentrieren, die das Wissen mehren. Er wird das Loblied der göttlichen Veranlagung singen, die zur Weisheit führt und den inneren Frieden mehrt. Gleichermaßen beschreibt er die schreckliche Natur der dämonischen Veranlagung, die üble Gefühle wie Ärger und Feindschaft unterstützt, welche aus mit den Sinnesobjekten zusammenhängendem Wissen stammen. Während der Diskussionen im neunten Kapitel wurde nebenbei erwähnt, dass diese beiden Eigenschaften gute und schlechte Auswirkungen haben; daher wurde das Thema schon vorgebracht. Es hätte damals schon en détail diskutiert werden sollen, aber es kamen andere Themen zur Sprache. Shri Krishna erklärt die Zusammenhänge jetzt genauer. Man kann das sechzehnte Kapitel also als Erweiterung des neunten Kapitels ansehen. Aber genug mit dieser Einleitung. Das jetzige Thema betrifft die Tatsache, dass die Kräfte dieser beiden Veranlagungen bewirken, dass der Weisheit eine gute oder eine schlechte Form verliehen wird.

Shri Krishna sagte: "Höre zunächst, wie die Natur der göttlichen Veranlagung den Suchenden wie eine Fackel führt, die den Pfad durch das Dunkel der Illusion beleuchtet. Das Ansammeln verschiedener Dinge, die sich einander unterstützen, heißen auf dieser Welt Reichtum. Göttlicher Reichtum erzeugt Glück. Man erhält ihn als Geschenk vom Göttlichen, und er wird deshalb göttliche Gabe (Tugend) genannt." (16:53-67).

DIE SECHSUNDZWANZIG GÖTTLICHEN TUGENDEN.

Furchtlosigkeit.  Shri Krishna sagt: "Die beste der göttlichen Tugenden ist die Furchtlosigkeit. (16:68). Wer seinem Ego nicht erlaubt, sich zu entwickeln, während er arbeitet oder ruht, fürchtet diese Welt nicht. Wenn die Nicht-Dualität den Geist durchzieht, erkennt der Mensch, dass das gesamte Universum mit Brahman erfüllt ist, und er hört sogar auf, Furcht zu erwähnen. Der Geist der Nicht-Dualität zerstört die Furcht. Dieses sind die Anzeichen der Eigenschaft, die man Furchtlosigkeit nennt, und sie ist ein Teil des Weges zur wahren Weisheit. (16:70-73).

Reinheit.  Die Geisteseigenschaft Reinheit ist an folgenden Anzeichen zu erkennen. (16:74). Nachdem man die Neigungen zu Wünschen und Zweifeln aufgegeben und die Last der Raja- und Tama-Merkmale abgeworfen hat, wird der Geist zum Nachdenken über das Selbst hingezogen. Der Verstand kommt nicht ins Schwanken, selbst wenn er von Sinnesobjekten gelockt wird. Vielmehr entwickelt er eine Vorliebe für die Form des Selbst und ist ihm ergeben. (16:77-78). Dieses wird Reinheit des Geistes genannt. (16:80).

Festigkeit.  Die vollständige Konzentration und Vertiefung in die beiden Pfade Weisheit und Yoga, die beide geeignet sind, das Selbst zu erreichen, während man die anderen Neigungen des Geistes aufgibt und den Geist von allen Zweifeln befreit, ist die dritte Eigenschaft. Sie wird die Festigkeit in Weisheit und Yoga genannt.. (16:81-82,84).

Nächstenliebe.  Die Ausübung von Nächstenliebe, indem man sich in Not befindenden Personen ernsthaft auf jede mögliche Weise hilft, selbst wenn es ein Feind ist, wobei man ihm gibt, was man kann und ihn nicht mit leeren Händen fortschickt, ist eine Eigenschaft, die den Weg zur wahren Weisheit zeigt. (16:85,87-88).

Selbstbeherrschung.  Jetzt höre, welche Anzeichen es für Selbstbeherrschung gibt. Ein Yogi schirmt die Organe von den Sinnesobjekten ab. Er erlaubt auch nicht, dass der Atem der Sinnesobjekte von den Sinnesorganen her den Geist berührt. Zu diesem Zweck fesselt er die Organe mit den Ketten der Disziplin und kontrolliert sie. Indem er in den Organen das Feuer des Losgelöstseins anzündet, treibt er die in den Ecken des Geistes versteckten Neigungen zu Sinnesobjekten aus. Er führt dauernd Übungen durch, die strenger sind als die der Atmungskontrolle. Dieses sind die Anzeichen von dem, was Selbsbeherrschung genannt wird. (16:89-93).

Yajna oder Opfer. Jetzt werde ich dir kurz die Anzeichen von Yajna oder Opfern erzählen. Jeder, ob Brahmane oder Frau, sollte gemäß dem ihm oder ihr gebührenden rechten Verhaltenskodex in einer Weise religiöse Handlungen vornehmen, die in den shastras vorgeschrieben ist. Zum Beispiel führt ein Brahmane, der die sechs Rituale beachtet, und ein shudra, der ihm gehorcht, jeder für sich das gleiche Opfer durch. So sollte jeder nach seinem Anspruch das Opfer durchführen, es aber nicht durch den Wunsch nach Belohnung vergiften lassen. Und dass keiner egoistisch dieses "Oh! Ich habe ein Opfer dargebracht" denkt, denn der Kodex der Veden muss auf jeden Fall eingehalten werden. Arjuna, dieses wird ein ordnungsgemäß durchgeführtes Opfer genannt. Solch ein Opfer sollte auf dem Weg zur Befreiung als wissenswerte Anleitung angesehen werden. (16:93-99).

Perönliches Veden-Studium. Gott ist das Thema der Veden, und man sollte sie dauernd studieren, um Ihn zu begreifen. Um das Selbst zu erreichen, sollten Brahmanen über die Ausführungen zu Brahman in den Veden nachsinnen. Andere sollten öfters die Gesänge zum Lobe Gottes singen oder Seinen Namen aussprechen. Dieses nennt man das persönliche Veden-Studium. (16:103-105).

Buße (Askese). Jetzt werde ich dir die Bedeutung der Buße darlegen. Seinen ganzen Besitz weggeben bedeutet, ihn der besten Verwendung zuzuführen - das ist wahre Buße. (16:106). Seinen Körper, die Organe und Lebenskräfte anzustrengen, um das Selbst zu erfahren, wird Askese genannt. Alle anderen Arten von Bußen, über welche die Leute reden, müssen kritisch untersucht werden. Die Askese hält im Menschen die kritische Urteilsfähigkeit aufrecht, die das Gefühl "Ich bin eine lebende Seele." vom Gefühl "Ich bin der Körper." unterscheidet. Während er über das Selbst nachsinnt, wendet sich der Verstand nach innen. So wie Schlaf und Träume verschwinden, wenn man aufwacht, veranlasst die wahre Natur der Askese einen Menschen, sich der Meditation über das Selbst zuzuwenden.. (16:108-112).

Rechtschaffenheit.  Das Leben der Menschen mag verschieden sein, und doch haben alle eine ähnliche Lebenskraft. Aus diesem Grund sollte mann man allen gegenüber freundlich sein, was dann als Rechtschaffenheitbezeichnet. (16:113).

Nicht-Kränken.  Das Verhalten mit Worten und Handlungen mit dem Ziel, die Welt glücklich zu machen, ist das Anzeichen für Nicht-Kränken. (16:114).

Ehrlichkeit ist spitz aber weich und hell und bequem. So wie man keine Medizin findet, die Krankheiten heilen kann aber nicht bitter schmeckt, kann man keinen Ersatz für Ehrlichkeit finden. Wasser, in die Augen gesprüht, verletzt den Augapfel nicht, aber das Wasser kann Steine zerbrechen. Ähnlich ist die Ehrlichkeit stahlhart beim Austreiben von Zweifeln, aber sie ist süß in den Ohren. Mit ihrer Stärke durchdringt sie das Prinzip des Brahman. Kurz, was süß aber nicht betrügerisch ist wie das Lied eines Fallenstellers (16:115-121) und was nicht verletzt und sich als wahr herausstellt und was ohne üble Seiten ist, ist an dieser Stelle als Ehrlichkeit zu betrachten. (16:124).

Freisein von Zorn.. Der Geisteszustand, in dem jemand selbst bei Worten nicht ärgerlich wird, die sogar einen Jungen ärgern, wird Freisein von Zorn genannt. (16:128-130).

Verzicht.  Indem sie sich von der "Ich-bin-der-Körper"-Haltung befreien, geben intelligente Menschen die weltlichen Angelegenheiten auf. Dieses wird Verzicht genannt. (16:134-135).

Innere Ruhe.  Der Zustand, in dem sich beide, der Erfahrende und das Erfahrene, auflösen, nachdem das Erfahrbare erfahren wurde (d.h. nach der Erfahrung des Brahman), wird innere Ruhe genannt. (16:137).

Freisein von Vorurteilen.   Wenn jemand einen Ertrinkenden sieht, kümmert er sich nicht darum, ob das ein Brahmane oder ein Unberührbarer ist, sondern hält die Errettung des Ertrinkenden für seine erste Pflicht. (16:143). Dieser Mensch versucht, anstatt über die Fehler anderer nachzudenken, diese durch seine eigenen guten Eigenschaften wettzumachen, und verspottet ihn nicht wegen seiner Fehler. (16:149-150). Das Unterlassen des Verspottens von Leuten wegen ihrer Fehler durch Vergleich mit perfekten Menschen ist ein Anzeichen von Freisein von Vorurteilen, und dieses ist zweifellos eine bleibende Stufe auf dem Weg zur Befreiung. (16:152-153).

Mitleid.  Mitleid ist das, was einen nicht zwischen hoch und niedrig unterscheiden lässt, während man hilft, das Elend der Unglücklichen zu beseitigen. (16:155). Wenn er die Not anderer sieht, denkt er sich nichts dabei, alles, was er besitzt, zu opfern um die Not zu mildern. Wenn er einen Elenden trifft, geht er keinen Schritt weiter, bevor er ihn nicht versorgt hat. Solch ein Mensch ist das personifizierte Mitleid, und ich bin ihm von seiner Geburt an zu Dank verpflichtet. (16:162).

Genügsamkeit. Der Geisteszustand, in dem man dem Genuss der Freuden dieser und der nächsten Welt abgeneigt ist, selbst wenn sie auf Wunsch zur Verfügung ständen, und was noch mehr wiegt, in dem man kein Verlangen nach irgendwelchen Sinnesfreuden hat, ist das Anzeichen von Genügsamkeit.(16:166-167).

Freundlichkeit.  Ein zärtliches, liebevolles Verhalten allen Geschöpfen gegenüber (16:170) und ein dem Wohlergehen der Welt gewidmetes Leben sind die Anzeichen von Freundlichkeit. (16:174)

Demut.  Wenn jemand sich schämt, in seinem dreieinhalb Spann langen Körper gefangen zu sein, immer wieder geboren zu werden und zu sterben, in einem Uterus in Blut und Urin zu schwimmen und als ein menschliche Wesen geboren zu werden, ist das ein Zeichen von Demut. Nur makellose Menschen schämen sich so, während andere sich an diesen Dingen erfreuen. (16:179-182)

Innere Ruhe.  Wenn man die Lebenskraft kontrolliert, werden die ausführenden Organe langsamer. So wie nach Sonnenuntergang keine Sonnenstrahlen erscheinen, werden die Sinnesorgane schwach, wenn der Geist kontrolliert wird. So werden alle zehn Organe durch die Kontrolle des Geistes und der Lebenskräfte inaktiv. Dieser Zustand wird innere Ruhe genannt.(16:183-185)

Geistesstärke.   Wenn die Berufung sehr stark ist, dem Pfad der Weisheit zu folgen, um Gott zu erreichen, herrscht kein Mangel an Stärke. (16:186). Ängstlich darauf bedacht, seinen Meister, die Seele, zu erkennen, folgt der Einzelne dem schwierigen Pfad hin zum gestaltlosen Brahman und meidet die Sinnesobjekte wie Gift. Auf seinem Weg wird er weder von rituellen Regeln behindert noch von großen siddhis angezogen. Diese Geisteseigenschaft, die automatisch zu Gott führt, wird Geistesstärke genannt. (16:188-190).

Bereitschaft, zu vergeben.  Die Bereitschaft, zu vergeben, ist die Eigenschaft, bei der man stolz ist, es in Sachen Toleranz am weitesten gebracht zu haben. (16:191).

Innere Kraft.  Ein solcher Mensch verliert nicht seinen Mut, auch wenn er von Schwierigkeiten überhäuft wird, sondern sieht ihnen ins Auge, wie es Rishi Agastya tat. Er erträgt alle Widrigkeiten geistigen, göttlichen oder weltlichen Ursprungs. Die Fähigkeit, die einen Menschen abhält, zu verzweifeln sondern seinen Mut behalten lässt, wird innere Kraft genannt. (16:193-196).

Reinlichkeit  ist wie die Sauberkeit von Gangeswasser, das in ein sauberes goldenes Gefäß geschüttet wurde. Handeln ohne Verlangen nach Belohnung und das Erhalten eines freien geistigen Ermessens sind Zeichen von innerer und äußerer Reinlichkeit. (16:197-198).

Nicht neidisch sein.   So wie das Gangeswasser auf seinem Weg zum Ozean die Sünden und Schwierigkeiten der Badenden beseitigt und gleichzeitig die am Ufer stehenden Bäume tränkt, (16:199), befreit ein neidloser Mensch die an diese Welt Gebundenen und beseitigt die Schwierigkeiten der Geplagten. Er erreicht in der Tat sein Ziel, dass andere Menschen glücklich sind. Er kann sich auch überhaupt nicht vorstellen, dass ein anderer wegen seines eigenen Erfolges verletzt wird. Dieses sind Anzeichen dafür, dass der Mensch nicht neidisch ist. (16:200-204).

Bescheidenheit.  Der Ganges hatte Hemmungen, als Shiva ihn auf dem Kopf trug, und wer ähnliche Hemmungen hat, nachdem er anerkannt wurde, hat die Eigenschaft, die man Bescheidenheit nennt.

Dieses sind die sechsundzwanzig Eigenschaften der göttlichen Tugenden. Sie sind das Geschenk des großen Herrschers der Befreiung vom Reinkarnationszyklus. (16:207). Wieviel kann ich dir davon beschreiben ? Du musst es selbst erfahren. (16:212).

DIE SECHS DÄMONISCHEN LASTER.

Nun, die dämonischen Laster sind die Kletterpflanze der Sorge im Herzen, und sie sind voller Dornen der Fehler. Erkenne sie genau, weil man auch Dinge begreifen muss, die man ablehnt, selbst wenn sie nur dazu dienen, abgelehnt zu werden und somit für uns nutzlos sind. Die Ansammlung schwerer Fehler, die dazu geschaffen wurden, Menschen schreckliche Höllenqualen erdulden zu lassen, sind tatsächlich die dämonischen Laster. Sie sind das Warenhaus aller Fehler. (16:213-216).

Heuchelei.  Der wichtigste Fehler der dämonischen Laster ist die Heuchelei. (16:217). Sieht man sich einmal genauer an, wie ein betroffener Mensch das dharma (den Kodex des rechten Verhaltens) praktiziert, diesen Begleiter und Freundin dieser und der nächten Welt, so sieht man, dass das dharma ihn in Wirklichkeit behindert, anstatt ihm zur Befreiung zu verhelfen. Richtiges Verhalten wird wirklich zu unrichtigem Verhalten (adharma), und dieses muss als Heuchelei betrachtet werden. (16:222-223).

Überheblichkeit.  So wie sich ein Bettler wegen eines einzigen Almosens groß vorkommt, wird ein Mensch durch den Besitz von Frauen, Reichtum und Bildung sowie durch Lob und ihm erwiesene Ehre hochmütig. (16:227). Das Anschwellen vor Stolz, reich zu sein, nennt man Überheblichkeit.(16:229).

Einbildung.  Gott wird auf der ganzen Welt verehrt, weil diese an die Veden glaubt. Weil man auf der Welt eine höhere Position erreichen möchte und gerne unsterblich ist, loben die Leute begeistert die Veden und Gott. Es kommt jedoch vor, dass eine Person voll brennender Eifersucht sagt, er würde Gott verschlucken, die Veden vergiften und mit seiner Kraft ihre Macht zerstören. Von Stolz überwältigt kann er nicht ertragen, dass Leute Gottes Namen aussprechen. Er ist so geartet, dass er sogar seinen eigenen Vater aus Sorge, dieser würde etwas von seinem Reichtum fordern, stiefmütterlich behandelt. Man sagt, dass diese Person eingebildet und arrogant ist. Diese Einbildung ist ein sicherer Weg zur Hölle. (16:230-236).

Wut, Zorn.  Es gibt Personen die wütend werden, wenn sie das Glück Anderer sehen. (16:237). Sie regen sich auf angesichts von Bildung, Entwicklung, Reichtum und Vermögen anderer Leute. Dieses wird Wut genannt. (16:242).

Schroffheit.  Derjenige, dessen Geist einem Haufen Schlangen gleicht, dessen Augen Pfeile verschießen, dessen Sprache wie heiße Asche wirkt, dessen sonstige Handlungen denen einer scharfen Säge gleichen und dessen inneres und äußeres Verhalten andere in Schwierigkeiten bringt, ist eine verachtenswerte Person und ein Abbild von Schroffheit. (16:243-245).

Torheit.  Jetzt erzähle ich dir das Anzeichen von Torheit. (16:245). Der Zustand der Blindheit gegenüber Gedanken an schlechte Taten (16:249) und der Mangel an Verständnis dafür, was gut und was schlecht ist, wird Torheit genannt. (16:251-252).

Ich habe dir somit die Anzeichen für alle sechs Fehler erzählt. (16:252). Die dämonische Veranlagung ist wegen dieser sechs Fehler stark geworden. Dass sie nur auf sechs Fehlern gegründet ist, bedeutet nicht, dass sie unwichtig ist. (16:255-256). Das Zusammentreffen dieser Sechs kann für eine Person schreckliche Folgen haben. Wer seine Neigungen zum Pfad der Befreiung vom Reinkarnationszyzklus nicht beachtet sondern sich in die weltlichen Angelegenheiten stürzt, steigt auf der Leiter der Wiedergeburten zu Zuständen ab, die sogar unterhalb derjenigen der sich nicht bewegenden Arten (Bäume usw.) liegt.

Somit habe ich dir die beiden Arten der Veranlagung erklärt. (16:259-264).

WARNUNGEN VOR DEN DÄMONISCHEN VERANLAGUNGEN.

Von den beiden Veranlagungen ist die göttliche wie die Morgendämmerung vor dem Sonnenaufgang der Befreiung vom Reinkarnationszyklus, während die dämonische Eisenfesseln in Gestalt der Illusion gleicht. (16:265-266). Bei den Leuten, die diese beiden Arten von Veranlagung besitzen, gibt es bekannte Verhaltensmuster. (16:271). Von diesen wurden die der göttlichen Veranlagung vorhin en détail beschrieben. Jetzt höre genau zu bei dem, was ich dir über die dämonische Veranlagung weiter erzähle. (16:275). Die dämonische Veranlagung wird erst dann offenbar, wenn sie in einem Körper Unterschlupf gefunden hat. (16:277). Nachdem sie dort untergekommen ist, nimmt die dämonische Veranlagung Besitz von ihm und wächst mit ihm. Arjuna, ich erzähle dir jetzt, welche Anzeichen es bei einer Person gibt, die von den Fehlern der dämonischen Veranlagung betroffen ist. (16:279-280).

Anzeichen bei einer betroffenen Person.  Sein Geist kennt keine Gedanken daran, dass man verdienstvollen Handlungen zugeneigt und schlechten Handlungen gegenüber abgeneigt sein soll. (16:281). Leute mit dämonischen Veranlagungen verstehen nicht, was Handeln und was Nicht-Handeln bedeutet und sie träumen noch nicht einmal von Reinheit. (16:284). Sie kümmern sich nicht um vorgeschriebene Handlungen, folgen nicht dem Pfad ihrer Ältesten und kennen noch nicht einmal die Sprache des guten Benehmens. (16:287). Ihr Verhalten wird durch keine Regel eingeschränkt, und sie sind immer gegen die Wahrheit eingenommen. (16:289). Selbst wenn sie nichts getan haben, sind sie von Natur aus übel. Jetzt erzähle ich dir von den seltsamen Dingen, die sie reden. (16:292).

Missachtung der Veden. Dieses Universum besteht seit Urzeiten ohne Anfang und wird von Gott regiert. Die Veden legen klar und offen dar, was moralisch und was unmoralisch ist. Die Leute, die die Veden als unmoralisch betrachten, werden zur Hölle geschickt. Wer als moralisch angesehen wird, kommt in den Himmel, wo er glücklich verbleibt. Jetzt sagen die von der dämonischen Veranlagung Betroffenen, dass diese Vereinbarung, die seit undenkbaren Zeiten existiert, ganz falsch ist. Sie sagen ferner, dass diejenigen, die von yajnas (Opfern) besessen sind, diese vornehmen und betrogen werden. Sie sagen, wer Gott liebt, verehrt ein Götzenbild, und wer Yogi wird und die okerfarbene Kleidung trägt, wird durch die Illusion des Samadhi getäuscht. Sie sagen, dass man alles das genießen sollte, was man aus eigenen Kräften bekommen kann. Es gäbe außer diesem Vorgehen kein Verdienst. Die wahre Sünde könne wegen körperlicher Schwäche keine Sinnesfreuden genießen. Obwohl es eine Sünde ist, einen Reichen zu töten, sei es ein Verdienst auf diese Art Reichtum zu erwerben. Wenn es abzulehnen sei, dass Starke die Schwachen vernichten - warum werden dann die großen Fische nicht ausgerottet, die die kleinen fressen? Warum Heiraten zu einem günstigen Zeitpunkt zwischen Jungen und Mädchen aus guten Familien vereinbaren, damit Nachkommen gezeugt werden, wenn doch bei den Vögeln ohne solche Vereinbarungen große Mengen von Nachkommen erzeugt werden? Wurde etwa schon jemand durch gestohlenen Gut vergiftet? Oder hat etwas schon einmal ein Mann Lepra bekommen, wenn er die Ehefrau eines anderen geliebt und mit ihr geschlafen hat? Die Veden sagen, dass Gott der Herrscher dieses Universums ist und dass Er die Menschen gemäß ihrer rechten oder unrechten Handlungen belohnt oder bestraft und dass die Früchte der Handlungen in dieser Welt in der nächsten geerntet werden. Die von dämonischen Veranlagungen Betroffenen sagen, dass man weder Gott noch die andere Welt sehen kann, und dass daher alle diese Geschichten falsch sind. Wenn die Person, die verdienstvolle oder unrechte Handlungen vollbringt, stirbt - wer bleibt dann übrig um davon zu profitieren oder darunter zu leiden? So wie Indra glücklich mit Urvashi im Himmel lebt, lebt der Wurm ebenfalls glücklich im Schlamm. Himmel und Hölle seien daher nicht die Folgen verdienstvoller oder unrechter Handlungen, weil an beiden Stellen die Gier befriedigt wird. Wenn Mann und Frau sich von Verlangen angetrieben treffen, entsteht die Welt; daher könne man sagen, dass alles für die Welt Nützliche durch Lust unterstützt wird. Und wegen der gegenseitigen Feindschaft würde die Lust die Welt zerstören. Also behaupten diese Leute, dass es ausser den Sinnesfreuden keine Ursache für die Schöpfung dieser Welt gibt. Aber lass' uns diese üblen Dinge nicht weiter diskutieren, weil sie die Zunge anstrengen. (16:295-313).

Üble Natur.   Dies Leute verachten Gott und verbringen ihre Zeit mit bedeutungslosen Unterhaltungen. Darüber hinaus haben sie schon für sich entschlossen, dass Gott nicht existiert, und sie bekennen offen, dass sie Atheisten sind. Der Atheismus hat sich bei ihnen tief festgesetzt. Der Glaube an die Existenz des Himmels oder die Angst vor der Hölle sind vollkommen aus ihrem Geist verschwunden. Sie sind auch dem Körper in die Falle gegangen, und wie eine Gasblase in schmutzigem Wasser versinken sie im Morast der Sinnesfreuden. (16:314-317). Personen mit dämonischer Veranlagung wurden zur Vernichtung von Leuten geboren. Sie sind die lebenden Siegessäulen der Sünde. Wie das Feuer, das sich nicht darum kümmert, was es verbrennt, zerstören sie jeden, der ihnen nahe kommt. Ich beschreibe jetzt die Begeisterung, mit der sie all diese Zerstörung durchführen. (16:319-322).

Sie pflegen unersättliche Lust, das wichtigste der unersättlichen Verlangen, und fügen Heuchelei und Stolz hinzu. Mit dem Alter werden diese Leute arrogant. Zu Starrsinn gesellt sich Torheit. Und wer kann dann noch sagen, was sie als Nächstes machen? Direkt von Geburt an haben sie die Neigung, Dinge zu tun, die anderen schaden oder gar ihr Leben zerstören. Sie betrachten die Welt als belanglos und prahlen mit ihren eigenen Taten. Sie werfen das Netz ihrer Begierden in alle Richtungen aus. Die Personen mit dämonischer Veranlagung vergrößern mit Begeisterung die Last ihrer Sünden. (16:322-329).

Während ihres Lebens werden alle ihre Handlungen von dieser Haltung beherrscht, und genauso machen sie sich Gedanken über ihr Leben nach dem Tod. (16:330). Die grenzenlose Sorge verlässt sie sogar zur Zeit ihres Todes nicht. Indem sie sich nach nutzlosen Sinnesobjekten verzehren, sorgen sich die Personen mit dämonischer Veranlagung dauernd, wie sie sie erhalten. In ihrem Geist ist die fixe Idee, es gäbe nichts Besseres als der Genuss von Sex. Sie sind bereit, dafür in den Himmel oder die Hölle oder in alle Winkel der Welt zu gehen. (16:333-336).

Die Falle von Verlangen und Zorn.  Wie ein Fisch, den den Köder schluckt, werden sie vom Verlangen nach Sinnesobjekten leichtsinnig. Wenn sie nicht bekommen, was sie haben möchten, spinnen sie sich in den Kokon der dürren Hoffnung ein, sie würden es eines Tages bekommen, und wenn dann das Verlangen immer noch nicht gestillt ist, entsteht gleich Hass. Und dann haben sie das Gefühl, es gebe keine Werte außer Verlangen und Zorn. (16:337-339). Die vom Abgrund des Verlangens weggestoßen werden, zerschellen auf den Felsen der Wut, aber selbst dann noch nimmt ihre Vorliebe zu Verlangen und Zorn nicht ab. Wie kann nun ein Verlangen ohne Besitz von Geld befriedigt werden, selbst wenn es im Geist entsteht? Diese Leute streifen also durch die Welt, um wenigstens das Geld zur Befriedigung ihrer Wünsche zu verdienen. Sie lauern einer Person auf und ermorden sie oder sie plündern jemanden aus. Sie schmieden Pläne, andere zu zerstören. (16:340-344). Sie ermorden andere und plündern ihren Reichtum und fühlen sich glücklich, wenn sie ihn bekommen.(16:347).

Die Person mit dämonischer Veranlagung sagt: "Ich habe vielen ihr Geld abgenommen. Ich bin glücklich und zufrieden." Und gleich kommen ihr neue gierige Gedanken in den Kopf, andere Leute auszunehmen. Dieser Mensch beschließt, seine Einkünfte zum Erwerb weiterer Grundstücke zu verwenden, und schließlich gehört ihm alles auf dieser Welt, indem er alles in Besitz nimmt, was er erblickt. Er sagt: "Ich werde noch mächtigere Feinde unterwerfen als die, die ich bisher vernichtet habe, und ich werde alleine den Reichtum genießen. Sie werden dann meine Diener sein. Ich werde die anderen zerstören und der Herrscher des lebendigen und nicht-lebendigen Universums sein. Ich werde der König dieser sterblichen Welt sein und alles Glück gewinnen. Sogar Indra wird sich schämen, wenn er meine Pracht sieht. Wie kann da etwas schiefgehen, wenn ich meinen Geist darauf ansetzte? Wer ist mächtiger als ich und könnte mir Befehle erteilen? Die Zeit mag mit ihrer Macht prahlen, solange sie mich in meiner Macht nicht gesehen hat. Ich bin wirklich ein Ausbund von Glück. Kuber ist zweifellos reich, aber nichts im Vergleich zu mir; und sogar Vishnu, der Ehemann von Lakshmi, der Göttin des Reichtums, ist nicht so reich wie ich. Die Bedeutung meiner Familie, Freunde und Verwandten ist so groß, dass sogar Brahmadeo im Vergleich geringer ist. Daher kann keiner von denen, die sich im Namen Gottes höher einschätzen, mit mir verglichen werden. Jetzt werde ich die heutzutage vergessenen Techniken der Schwarzen Magie wieder aufleben lassen und Feueropfer vollbringen, die anderen Leiden zufügt. Und den Leuten, die mein Lob singen und mich mit Tänzen und Schauspielen unterhalten, werde ich geben, was sie auch immer wünschen. Ich werde mich daran erfreuen, Essen und Getränke zu vergiften und Frauen in diesen drei Welten in den Armen zu halten." (16:348-363).

Arjuna, die verrückten Menschen mit dämonischer Veranlagung hoffen so, die himmlischen Blumen riechen zu können, und plappern wie im Delirium ihre Gedanken aus. Wirbelwinde der Hoffnung entstehen im Staub ihres Unwissens und wirbeln durch den Himmel ihrer Tagträume. Sie wünschen sich nichtendende Sinnesfreuden, und dann werden ihre Tagträume zerschmettert. Mit der Illusion wächst in ihrem Geist auch der Wunsch nach Sinnesfreuden. Das gewährt der Sünde Unterschlupf. Wenn die Sünden mächtig und zahlreich werden, muss er zu Lebzeiten Höllenqualen erleiden. Die Personen mit dämonischer Veranlagung gelangen daher zu einem Ort, wo die Bäume Blätter haben, die so scharf sind wie Schwerter, und wo es Berge von Glut gibt und Ozeane von kochendem Öl toben. Sie erreichen eine Hölle, wo Qualen bereit stehen und Yama, der Herr des Todes, jeden Tag neue Arten von Qualen anwendet. Selbst diejenigen, die eine etwas bessere Stelle der Hölle erreicht haben, bringen ihre Zeit mit dem Durchführen von yajnas zu. Normalerweise sind Yajna-Rituale nützlich, aber diese Leute machen aus ihrer Durchführung eine Schau und führen die Rituale erfolglos durch. (16:364-376). Ihr yajna braucht keine vorgeschriebene Anordnung haben wie kunda, vedi oder ein pandal, noch benötigt es die üblichen Materialien. Diese Leute sind den vorgeschriebenen Ritualen abgeneigt. Sie können nicht die Namen von Gottheiten und Brahmanen ertragen, die in ihrer Gegenwart ausgesprochen werden. (16:384-385).

Wer will denn ihren yajnas, so wie sie sind, beiwohnen? Aber so wie gewitzte Leute ein totes Kalb ausstopfen und es der Kuh zeigen, um ihre Milch zu bekommen, laden diese Leute andere zu den Yajna-Ritualen ein und nutzen sie aus, indem sie von ihnen Geschenke annehmen. So führen sie den yajna zu ihrem eigenen Vorteil durch und wünschen, dass andere alles verlieren. Dann spielen sie sich groß auf und behaupten, sie wären gelehrt. Mit diesem falschen Status werden diese schlauen Leute immer eingebildeter und ihr Ego und ihre Ausschweifungen verdoppeln sich. Dann benutzen sie ihren Einfluss dazu, dass ringsum kein anderer Name als der ihre erwähnt wird. Wächst ihr Ego erst einmal, fließt der Ozean der Überheblichkeit über. Wird die Überheblichkeit erst einmal entfesselt, steigt auch die Lust, und in Verbindung mit diesen beiden lodert auch der Zorn empor. (16:386-394). Wenn das Ego stärker wird und die Überheblichkeit sich mit Lust und Zorn paart und die beiden zusammenkommen, werden sie jedes Geschöpf nach Belieben töten. (16:396-397). Diese sogenannten eingeweihten Personen verschwenden durch ihre Besessenheit von der Schwarzen Magie ihr eigenes Fleisch und Blut. Wenn sie dieses machen, belästigt mich, der ich die den Körper besitzende Seele bin, die ihrem Körper zugefügte Anstrengung. Und wenn sie andere Leute durch Schwarze Magie belästigen, belästigen sie in Wirklichkeit mich, weil ich in deren Körpern bin. Und wer auch immer ihren Angriffen mit Scharzer Magie entkommt, wird von ihnen mit bösartigen Sprüchen überhäuft. Heilige Frauen, Heilige, Stifter, Opfernde von yajnas, große tapasis, sanyasis oder ergebene Anhänger und große Seelen, die Lieblingsorte meiner Anwesenheit sind und die durch Brandopfer geläutert wurden, sind das bevorzugte Ziel ihrer scharfen giftigen Reden. Und jetzt höre, was ich mit diesen Sündern mache, die versuchen, mit mir in Feindschaft zu leben. (16:398-405).

WIE ICH SIE BESTRAFE.

Ich bestrafe die Toren, die einen menschlichen Körper haben aber die Welt hassen, indem ich ihnen das Menschsein wegnehme und sie als Geschöpfe mit Tama-Merkmal halte, die Dreck und Qualen der schlimmsten Art erleiden müssen. Sie werden als Tiger, Skorpione usw. an Stellen wiedergeboren, wo noch nicht einmal ein Grashalm wächst, von dem sie sich ernähren können. Sie essen ihr eigenes Fleisch, um ihren Hunger zu stillen, und nach ihrem Tod werden sie als dieselben Geschöpfe wiedergeboren. Oder ich lasse sie als Schlangen wiedergeboren werden, die ihre eigene Haut mit ihrem eigenen Gift verbrennen, und stecke sie in Löcher. Ich lasse diesen üblen Seelen keinen Atemzug zum Erholen. Und ich befreie sie auch nach Jahrtausenden nicht aus dieser Lage. Dieses ist aber erst die erste Etappe auf ihrem Weg zu ihrer endgültigen Bestimmung. Jetzt stell' dir vor, was sie erleiden müssen, wenn sie erst dort angekommen sind. Sie kommen durch ihre dämonische Veranlagung zu diesem niedrigen Zustand. Dann nehme ich ihnen noch jeden geringen Rest weg, den sie als niedriges Wesen erhalten haben. Dann sperre ich sie in pechschwarze Finsternis. So erreichen diese gemeinen Leute diese niedrigste Stufe, nachdem sie alle Geschöpfe des Tama-Merkmals durchlitten haben. Selbst die Zunge weint bei der Beschreibung dieses Tama-Merkmals, und schon die Erinnerung an sie lässt einem einen Schauder den Rücken herunter laufen. Leider! Wie haben diese Törichten die Hölle verdient! Warum hegen und pflegen sie ihre dämonische Veranlagung so, die zu einem solchen Niedergang führt! Arjuna, nähere dich deshalb nicht Orten, wo sich Personen mit dämonischer Veranlagung aufhalten; und ich rate dir, den Umgang mit denen aufgeben, die alle sechs Seiten der dämonischen Veranlagung besitzen. (16:406-424). Wo immer Begierde, Zorn und Habgier vorherrschen, ist ein Ort, wo ungünstige Dinge gedeihen. Es ist, als ob diese drei von all den Sorgen als Führer ernannt worden sind, damit die Menschen sie erfahren. Oder es ist, als ob sich alle Sünden versammelt hätten, um die Sünder in die Hölle zu stoßen. Solange diese drei Fehler nicht im Geist aufkommen, gibt es für den in den Puranas erwähnten Rourava-Typ der Hölle keine Chance. Diese drei Fehler bewirken leicht Unglück und Schmerzen. Was in der Welt als Schaden bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit nicht der Schaden. Der eigentliche Schaden sind diese Drei. Diese drei Fehler der niedrigsten Art sind das Tor zur Hölle. Wer von Herzen Verlangen, Zorn und Habgier mag, ist geeignet, in der Gesellschaft der Hölle geehrt zu werden. Daher sage ich dir immer wieder, dieses schädliche Trio von Verlangen, Zorn und Habgier zu meiden. (16:425-432).

Man sollte sich über die vier Verpflichtungen (dharma oder richtiges Verhalten, artha oder Verdienen des Lebensunterhalts, kama oder Eheleben und moksha oder Befreiung vom Reinkarnationszyklus) erst Gedanken machen, wenn man diese drei Fehler losgeworden ist. Wenn mir jemand erzählen will, dass jemand mit diesen drei Gefühlen im Geist weiterkommen kann, höre ich ihm garnicht zu. Wer am persönlichen Wohlergehen interessiert ist oder die Selbstzerstörung fürchtet, sollte aufpassen und diesen Drei niemals Unterschlupf gewähren.(16:433-435).

Wer diese drei Fehler aufgegeben hat, wird so glücklich wie ein Körper, wenn er Schleim, Gas und Galle losgeworden ist, oder wie eine Stadt, wenn sie von Diebstahl, Betrug und Tratsch befreit wird, oder wie das Bewusstsein, wenn es frei von weltlichen, göttlichen und geistigen Qualen ist. (16:439). Dieser Mensch gewinnt die Gesellschaft von Heiligen und wird auf den Weg der Befreiung gesetzt. Er überquert dann mit der Kraft der Gesellschaft der Heiligen und mit Hilfe der vorgeschriebenen Verhaltensregeln das Ödland von Geburt und Tod. Dann gelangt er zum schönen Platz des Wohlwollens seines Gurus, wo das Glück des Selbst dauernd vorhanden ist. Dort begegnet er der Mutter Seele, der vollendeten Form der Liebe, und in ihrer Umarmung hört man die Geräusche der Welt nicht. Nur wer sich von Verlangen, Zorn und Habgier befreit, kann das Selbst erreichen. (16:441-444)

Wer aber der Selbst-Erkenntnis nicht zugeneigt ist und sich in Leidenschaften vertieft, begeht Selbstzerstörung. Er beachtet die Veden nicht, die wie ein Vater gütig zu allen sind und die wie eine Lampe zeigen, was richtig und was falsch ist. Er kümmert sich nicht um die Gebote und Verbote der shastras und verwöhnt die Sinnesorgane ohne Gedanken an die Konsequenzen. Er bleibt in Gesellschaft von Verlangen, Zorn und Habgier und gehorcht ihren Befehlen, und indem er den geraden Weg zur Befreiung verlässt, begibt er sich auf die Abwege des unkontrollierten Verhaltens. Er kann sich selbst für einen kurzen Moment nicht von diesen Fehlern lösen und er denkt auch im Traum nicht daran, dieses zu tun. Er verpasst dadurch das Glück dieser und der nächsten Welt. (16:445-450). Indem er in die Fänge des Todes gerät, während er von den Sinnesfreuden besessen ist, verpasst er das Glück dieser Welt, und weil er für die nächte Welt nicht mehr erwählt werden kann, verwirkt er es da auch. Wo ist da noch eine Aussicht auf Befreiung? (16:452-453). Daher, Arjuna, sollte derjenige, der auf sein persönliches Vorwärtskommen achtet, die Regeln der Veden respektieren. (16:455). Der Schüler, der ernsthaft dem Rat eines wahren Gurus zuhört, erlangt Selbst-Erkenntnis. (16:457). Ähnlich, Arjuna, sollte derjenige, der bei den vier Verpflichtungen Erfolg haben möchte, gegenüber den shrutis (Veden) und smritis (Verhaltensregeln) ehrfürchtig sein. Was immer nach dem Rat der shastras vermieden werden soll, ist als so unbedeutend wie ein Grashalm zu betrachten, selbst wenn es ein Königreich sein sollte; und was sie auch immer empfehlen, sollte nicht abgelehnt werden, und sei es Gift. Wie kann jemandem Böses widerfahren, der unerschütterlichen Glauben an die Veden hat? Es gibt keine Mutter wie die shrutis, die von allen schädlichen Dingen befreien und den Nutzen mehren können; daher sollte man nie die shrutis im Stich lassen, die dich zur Vereinigung mit dem Brahman leiten. Auch du, Arjuna, solltest ihnen dauernd ergeben sein. Weil du dich in den vergangenen Leben gemäß dem dharma verhalten hast, wurdest du wiedergeboren, um die guten shastras zur Wirkung zu bringen, und daher hast du den Namen eines Befolgers des dharma erhalten. Verhalte dich also entsprechend der Veden. Handlungen sollten wie in den shastras beschrieben geplant werden. Schlechte Taten sollte man vermeiden. Und was immer deine pflichtgemäße Handlung ist, sollte ernsthaft und erfolgreich durchgeführt werden. Heute trägst du den Siegelring, den die ganze Welt kennt; wenn du dich korrekt verhältst, werden dir die Leute folgen - so hoch ist dein Ansehen."

So erklärte Shri Krishna Arjuna die Anzeichen der dämonischen Veranlagung und ihre Auswirkungen. (16:459-469).

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Essen, Mai 2000. Letzte Änderung: 2010-NOV-18           Eingangsseite des Übersetzers.