Zum Kapitelende.

DNYANESHWARI

KAPITEL 14
 
 

DIE DREI MERKMALE



  DIE FRAGE, WIE DIE SEELE SCHMERZ EMPFINDET, UND ANDERES.

Im dreizehnten Kapitel erzählte Shri Krishna Arjuna, dass das Universum durch die Vereinigung des Feldes mit dem Kenner des Feldes (d.s. purusha und prakriti) erzeugt wird, und dass die Seele durch Teilhabe an den drei Merkmalen in die weltlichen Geschäfte verwickelt wird. Wenn die Seele in den Griff der prakriti kommt, erfährt sie Genuss und Schmerz, wenn sie aber die drei Merkmale loswird, wird sie befreit. (14:32-34).

Wie wird nun die nicht-betroffene Seele an die prakriti angehaftet? Was ist mit der Vereinigung von Seele und prakriti (Kenner des Feldes und Feld) gemeint? Wie empfindet die Seele Freude und Schmerz ? Was sind das für Merkmale und wieviele gibt es davon? Wie kann man diese Merkmale unwirksam werden lassen? Welches sind die Eigenschaften eines Menschen, der über den Merkmalen steht? Die Diskussion dieser Punkte ist das Thema des vierzehnten Kapitels. (14:35-37).

DIE BEDEUTUNG VON PARA

Shri Krishna sagte: "Arjuna, ich habe dir auf verschiedene Weise erklärt, was Weisheit ist, aber du hast sie bisher anscheinend noch nicht erfahren. Daher werde ich dir noch einmal die Bedeutung des Wortes para (dt.: maximal) erklären, das in den shrutis wohlbekannt ist." (14:39-41).

Para als höchste Weisheit. Andere Zweige der Weisheit gehen nicht über die Welt und den Himmel hinaus. Die Weisheit des Selbst geht aber darüber hinaus, und daher wurde in diesem Zusammenhang der Ausdruck para gebraucht. Daher bezeichne ich die Weisheit des Selbst als die höchste Weisheit. Verglichen mit ihr ähneln die anderen Zweige der Weisheit einem Grasbüschel in Anwesenheit von Feuer. Die Weisheit, die nur die Welt und den Himmel anerkennt, die nur yajnas und Riten als das Beste ansieht und die sich nur mit Dingen der Dualität abgibt, ist angesichts der Weisheit des Selbst nur ein Traum. (14:42-45). Wenn erst einmal die Weisheit des Selbst erscheint, verschwinden alle anderen Weisheiten, und deshalb, Arjuna, nenne ich sie die Höchste. Die Befreiung, die von Anbeginn in uns steckt, wird erst durch diese Weisheit für uns erreichbar. Wenn die wahren Denker sie erst einmal erfahren haben, lassen sie keine weltlichen Gedanken mehr in ihren Geist herein. Diejenigen, die ihren Geist mit Hilfe ihres Geistes selbst unter Kontrolle gebracht und gelassen den inneren Frieden gefunden haben, gehen über den Bereich des Körpers hinaus, obwohl sie noch in ihrem Körper verweilen. Sie überschreiten die Grenzen ihres Körpers und werden eins mit mir. (14:47-51).

Arjuna, sie sind so ewig wie ich und haben Vollkommenheit erreicht. So wie ich unendlich, selig und die letzte Wahrheit bin, werden sie auch. (14:52-54). Das Gefühl von "du" und "ich" als Gefühl der Dualität verschwindet, und alle leben auf demselben hohen Niveau. Deshalb brauchen diese Selbst-erkennenden Menschen nicht wiedergeboren zu werden, selbst wenn das gesamte Universum wiedergeboren wird. Wie können diejenigen, die beim Entstehen des Universums nicht in den Fesseln des Körpers gefangen sind, bei der Auflösung des Universums sterben? Daher, Arjuna, haben diejenigen, die mich mit Hilfe der Weisheit des Selbst erreicht haben, den Zyklus der Wiedergeburten verlassen. (14:56-59).

 

 

WIE MICH DIE DREI MERKMALE GEFANGEN NEHMEN

Jetzt werde ich dir erzählen, wie mich die Jäger in Gestalt der drei Merkmale in den Formen der verschiedenen Körper einfangen, obwohl ich der Eine und Einzige bin, und wie ich mit Hilfe der prakriti dieses Universum erschaffe. (14:64-65).

Prakriti : Das Feld wird prakriti genannt, weil es die Ernte der Lebewesen aus der Saat der Vereinigung mit mir wachsen lässt. (14:64-66). Weil es die Stelle ist, wo mahat und andere Prinzipien residieren, wird es auch mahatbrahma (Universum des mahat) genannt. Es stärkt die Leidenschaften, und daher ist es mahatbrahma. Leute, die nicht glauben, dass man das Universum beschreiben kann, nennen es auch "das Nicht-Offenbarte", während die sankhyas es prakriti nennen. Vedenforscher nennen es maya. Aber warum noch mehr darüber sprechen. Es ist dasselbe, was Unwissen genannt wird. Diese Unwissenheit ist der eigentliche Grund, warum wir unser wahres Selbst vergessen. Sie verschwindet, wenn wir anfangen, über die Natur unseres Selbst nachzudenken. (14:67-72). Manchmal weiß ein Mensch nicht, ob er einen Pfahl oder einen Mann sieht, aber er ist sich bewusst, irgendetwas zu sehen; ähnlich ist er nicht sicher, ob das, was er sieht, die Seele (Brahman) ist oder nicht. So wie es zur Zeit des Zwielichtes der Abenddämmerung weder Tag noch Nacht ist, so ist die Unwissenheit weder die wahre Weisheit noch der totale Irrtum, sondern ein mittlerer Zustand des Zweifels an der Seele. Die in der Unwissenheit gefangene Seele nennt man den Kenner des Feldes (des individuellen Feldes). Das Charakteristikum des Kenners des Feldes ist, dass er das wahre Selbst vergisst und seine Unwissenheit weiter zunimmt. Du musst richtig begreifen, dass dieses das Yoga ist, oder auch die Einheit des Feldes mit dem Kenner des Feldes. Diese Einheit ist die grundlegende Natur des Selbst. Indem er eins mit dem Feld wird vergisst der Einzelne als Kenner des Feldes wegen Unwissenheit seine ursprüngliche Gestalt und nimmt verschiedene Gestalten an. (14:76-82).

Was ist "Welt"? Was man auch immer erblickt, nachdem die Augen von der Gestalt des Selbst abschweifen, wird Welt genannt, und diese Welt wird aus mir geboren. Ein Einzelner sieht durch Illusion verschiedene Dinge in seinen Träumen, und genau das passiert, wenn ein Mensch sein Selbst vergisst. Ich erkläre dir dieses Prinzip nochmal anders. (14:83-86).

Folgen der Unwissenheit. Diese Unwissenheit über das Selbst ist meine Frau, und sie ist jung, ohne Anfang und mit unbeschreiblichen Eigenschaften ausgestattet. Sie besitzt keine spezifische Gestalt. Ihre Ausdehnung ist sehr groß. Sie lebt bei unwissenden Personen weit entfernt von weisen Menschen. Sie ist wach, wenn ich schlafe, und wird durch die Vereinigung mit der Kraft des Selbst schwanger. In ihrem Leib wachsen die Föten der acht Arten von Leidenschaften heran. (14:87-90).

Die Geburt des Universums. Durch die Vereinigung des Selbst mit prakriti wird zunächst der Verstand geboren, und aus dem Verstand der Geist. Die junge Frau des Geistes - nämlich die Zuneigung - gebiert das Ego, und aus dem Ego werden die fünf Prinzipien geboren. Die Sinnesobjekte und die Sinnesorgane werden als natürliche Bestandteile der fünf Prinzipien zusammen mit diesen geboren. Wenn sich die Leidenschaften entwickeln, erheben auch die drei Merkmale ihr Haupt und beginnen sich durch die Saat der Begierden zu verbreiten. So wie ein Samenkorn durch Kontakt mit Wasser sprießt und ein Baum wird, entfaltet sich maya nach dem Kontakt mit Mir zu verschiedenen Arten des Universums. Höre, wie dieser Fötus Form annimmt. Aus ihm werden die vier Arten von Lebewesen geformt, nämlich die aus Eiern geborenen, die aus Schweiß geborenen, wie Läuse usw., die aus Samenkörnern geborenen, wie die Pflanzen, und die aus dem Uterus geborenen. Der Fötus, der mehr vom Himmels- und Windprinzip besitzt, wird der eierlegende Fötus genannt. Der Fötus mit den Attributen tama und raja und der mehr vom Wasser- und Feuerprinzip besitzt, erzeugt Leben durch Schweiß. Der Fötus, der mehr vom Wasser- und Erdprinzip besitzt und der aus dem inneren Merkmal tama erzeugt wird, ist der aus Samenkörnern geborene unbewegliche Fötus. Der Fötus, dem die fünf Sinnesorgane und die fünf ausführenden Organe sowie Geist und Verstand helfen, ist der aus dem Uterus geborene Fötus. (14:91-102).

Also hat maya ein Kind geboren, dessen Arme und Beine die vier Arten von Föten sind, dessen Kopf die achtfache prakriti ist, dessen vorstehender Bauch der Tätigkeitsdrang ist, dessen Wirbelsäule Entsagung ist, deren Körperteile oberhalb des Nabels aus den acht Arten von Gottheiten bestehen, dessen Kehle der segensreiche Himmel, dessen Rumpf die sterbliche Welt und dessen Unterkörper die Unterwelt ist. Die Ausdehnung der drei Welten machen die Plumpheit des Babys aus. Die 8,4 Millionen Arten von Lebewesen sind die Knochengelenke. Das Kind beginnt, stetig zu wachsen. Viele Körper sind seine verschiedenen Körperteile. Maya beginnt, das Kind täglich mit neuen Namen zu schmücken und es mit der Milch der Illusion zu nähren. Die verschiedenen Welten finden sich in seinen Fingern wieder, die maya mit Ringen aus verschiedenen Körpern schmückt. So schwillt die irregeführte schöne prakriti vor Stolz, das einzige Kind geboren zu haben, das das lebendige und nicht-lebendige Universum darstellt. Brahmadeo, Vishnu bzw. Mahesh sind Morgen, Mittag bzw. Abend für dieses Kind. Um dieses Spiel des Universums weiterzuführen, schläft das Kind im Bett der Täuschung und es erwacht im Unwissen über das Selbst, wenn das neue Zeitalter beginnt. So läuft das Kind entsprechend dem Ablauf der verschiedenen Zeitalter glücklich im Haus der Unwissenheit über das Selbst herum. Der Wille ist sein Freund und das Ego sein Spielgefährte. Dieses Kind stirbt nur wegen der Weisheit des Selbst. Maya gebar mit meiner Kraft das Universum; daher bin ich der Vater, ist maya die Mutter und dieses riesige Universum unser Kind. (14:103-116).

Vielfalt. Obwohl du verschiedenartige Körper siehst, so halte die Unterschiede nicht für bedeutend, denn Geist, Verstand usw. sind bei ihnen gleich. So wie ein Körper verschiedene Organe hat, ist die Vielfalt des Universums aus einer einzigen Einheit entstanden. Die Welt und ich haben eine gegenseitige Beziehung wie ein Baum, der verschiedene Arten von Zweigen hat, lange, kurze, krumme usw., obwohl er aus einem einzigen Samenkorn entstand. (14:117-119). So wie Feuer und Flammen die beiden Formen desselben Feuers sind, sind Ich und die Welt dasselbe; es ist daher nicht nötig, sich zwischen uns eine Beziehung vorzustellen. Wenn jemand sagt, dass die Erschaffung der Welt Schatten auf meine Gestalt wirft, erhebt sich die Frage, wer denn in Gestalt der Welt erscheint. (14:122-123). Wenn du versuchst, mich durch Beiseiteschieben der Welt zu erblicken, so ist dieses nicht möglich, weil ich in der Gestalt des Universums bin. Arjuna, merke dir dieses Prinzip. Selbst wenn ich mich jetzt in Gestalt verschiedener Körper darstelle, so siehe, dass ich es bin, der in ihnen durch verschiedene Merkmale verhaftet ist. Gleicht jemand, der Angst vor seinem eigenen Schatten hat, nicht dem, der mich von der Welt unterscheidet? Betrachte daher meine Verbindung zu der Vielfalt, die ich annehme, indem du mich in unzählbaren Körpern siehst. Diese Bindung bleibt nicht, wenn man mich erfahren hat, jedoch wird dieses aus Unwissenheit nicht erkannt. Höre dir jetzt an, Arjuna, welche Merkmale zu welcher Art von Bindung führen, wieviele Merkmale es gibt, welche ihre Eigenschaften sind, was ihre Natur und Namen und wie sie entstanden sind. (14:135-137).

DIE DREI MERKMALE

Die Namen der drei Merkmals sind sattva, raja und tama, und sie entstammen der prakriti. Von diesen Merkmalen ist sattva das beste, raja das mittlere und tama das geringste. Diese drei Merkmale können im selben Wesen festgestellt werden. (14:138-140). Das Wesen, das sich in Nichtwissen entwickelt, erhält nicht nur die Merkmale sattva und raja sondern auch tama. Arjuna, ich werde dir erzählen, wie diese Merkmale einen Menschen fesseln. (14:143-144). Der Zeitpunkt, zu dem eine Seele durch die Annahme der "Ich-bin-der-Körper"-Haltung den Status eines Einzelnen erreicht (d.h. wenn der Mensch geboren wird), ist ein ungüstiger Moment. Von der Geburt bis zum Tod stellt sich der Mensch die Handlungen seines Körpers als seine eigenen vor. (14:145-146).

Das Merkmal sattva. Das Sattva-Merkmal fängt den Einzelnen mit den Stricken der Freude und des Lernens. Der Gebildete tönt vor Eitelkeit herum und schlägt vor Einbildung um sich und verliert dadurch den Segen der Selbst-Erkenntnis. Er wird in Hochstimmung versetzt, wenn ihn Leute wegen seiner Gelehrsamkeit loben. Durch kleine Gewinne fühlt er sich beglückt, und er prahlt damit, dass ihm wenig genügt. Er sagt, wie glücklich er sei, niemanden zu kennen, der so glücklich ist wie er. Er ist erfüllt von den acht gerechten zum Sattva-Merkmal gehörenden Gefühlen. Als ob dieses nicht genug wäre verfolgt ihn eine andere Beschränkung in Gestalt des Stolzes, so gelehrt zu sein. Es tut ihm nicht leid, die Erkenntnis verloren zu haben, dass er die Seele ist. Er platzt im Gegenteil vor Stolz über sein weltliches Wissen. (14:147-153). Wegen des äußeren, weltlichen Wissens hält sich die Seele im Körper für den Körper. Er weiß, wie man weltliche Geschäfte erledigt und wird erfahren in den Ritualen der Feueropfer. Sein Wissen kann ihn zum Himmel emporheben, und er glaubt, dass es zur Zeit keinen so gebildeten Menschen wie ihn gäbe und dass er alleine clever ist. Auf diese Weise zieht das Sattva-Merkmal dieses lahme Individuum wie ein Stier mit den Zügeln von Freude und Bildung. (14:154-158).

Das Merkmal raja. Jetzt erzähle ich dir, wie auch das Raja-Merkmal den Einzelnen fesselt. Es hält ihn immer bei Laune, seine Leidenschaften bleiben daher immer lebhaft, und deshalb wird es das Raja-Merkmal genannt. Falls es auch nur etwas in einen Einzelnen eindringen kann, hält es ihn in einem Zustand der Vernarrtheit von Leidenschaften, und dieser Mensch gibt sich der Lust hin. So wie ein Feuer auflodert und große und kleine Dinge verbrennt, wenn Butterschmalz hineingegossen wird, lodert seine Begierde auf, weshalb ihm schmerzhafte Dinge passieren, die ihm Freude bereiten sollten. Er fühlt sich sogar mit dem Reichtum von Göttern unzufrieden. Nachdem die Begierden nach Sinnesobjekten so gewachsen sind, glaubt er, noch etwas größeren bekommen zu können, selbst wenn ein so großes Gebirge wie Meru in seinen Besitz gekommen ist. Er ist bereit, sein Leben sogar für einen Pfennig zu opfern. Er betrachtet sich sogar glücklich, wenn er einen Strohhalm bekommen hat. Beunruhigt, was mit ihm passieren könnte, wenn sein Reichtum verschwendet worden ist, beginnt er, große Geschäfte aufzubauen. Dann, aus Angst, er könne im Himmel nicht alles zu Essen bekommen, bringt er Feueropfer, legt Gelübde ab und errichtet Brunnen und Teiche für die Öffentlichkeit. Er tut aber keinerlei Buße, wenn er nicht dadurch einen Wunsch erfüllt bekommt. Mit solchen Aktivitäten hält er sich Tag und Nacht beschäftigt. (14:159-168).

Ein Fisch und die Blicke einer schönen Frau sind schnell und launenhaft, der Blitz noch mehr; aber das ist nichts verglichen mit der Schnelligkeit und Unbeständigkeit des Raja-Merkmals. Mit dieser Schnelligkeit springt der Mensch ins Feuer der Handlungen mit der Hoffnung auf Gewinne in dieser Welt und im Himmel. So legt der Einzelne, der von seinem Körper getrennt ist, obwohl er in ihm lebt, seine Füße in Fesseln und steckt seinen Hals in die Schlinge des Tatendrangs. So wird der Einzelne, der in seinem Körper wohnt, sehr vom Raja-Merkmal gefesselt. (14:170-173).

Das Mermal tama. Jetzt höre zu bei den Eigenschaften des Tama-Merkmals. Das Tama-Merkmal ist das, was den Blick eines Menschen für das Praktische verschleiert - so wie der Himmel durch die dunklen Wolken der Illusion verhüllt wird -, was mit der Unwissenheit wächst und die ganze Welt sich in Illusion bewegen lässt, für das Gedankenlosigkeit das Schlagwort ist, und das der Nährboden der Unwissenheit ist, die den Einzelnen im Zustand der Illusion läßt. Das Tama-Merkmal legt die in Fesseln, die den Körper selbst für die Seele halten. Wenn es erst einmal in der belebten und unbelebten Welt anfängt zu wachsen, hinterlässt es dort Entwicklungsmöglichkeiten für alle möglichen Dinge. Es bringt Schwere in alle Organe, macht den Geist benommen und fördert die Faulheit. Dadurch wird der Körper hinfällig. Der Betroffene verliert jedes Interesse an der Arbeit und gähnt fortwährend. Er sieht auch mit geöffneten Augen nichts und springt wie ein Geisteskranker auf und antwortet, obwohl ihn keiner gerufen hat. Wenn er sich hinlegt und schläft, dreht er sich noch nicht einmal herum. Er hat noch nicht einmal Lust aufzustehen, wenn der Himmel einstürzt. Wenn er erst einmal stillsitzt, vergisst er, was richtig und was falsch ist, da er das Bestreben hat, zu bleiben wie er ist, ohne sich zu bewegen. So sitzt er in aussichtlosen Haltungen, sei es mit den Händen an der Stirn sei es mit dem Kopf zwischen den Knien. Er schläft so gerne, dass ihn sogar der Himmel stört, wenn er müde ist. Er hat keinen anderen Fehler als den Wunsch, ihm möge das lange Leben Brahmdeos gewährt werden, das er dann ganz im Schlaf zubringen kann. Wenn er beim Gehen ausrutscht und hinfällt, schläft er in dem Zustand ein, und wenn er erst einmal eingeschlafen ist, weist er sogar Nektar von sich. Ähnlich ärgert er sich schwarz, wenn er arbeiten muss. Er denkt nicht darüber nach, wie er mit anderen umgehen oder reden soll oder ob er etwas verdient oder nicht. Manchmal wagt er sich an eine tapfere Tat, aber seine Neigung geht dahin, etwas zu tun, was nicht getan werden sollte. Er macht gerne Fehler. So fesselt das Tama-Merkmal den ursprünglich freien Einzelnen mit den drei Fangarmen des Schlafs, der Lethargie und der Fehler.

Der Einzelne ist also in den Fangarmen der drei Merkmale gefangen und glaubt, dass er ihre Eigenschaften hat. (14:174-193).

DIE AUSWIRKUNG DES ÜBERWIEGENS EINES MERKMALS

Wächst das Sattva-Merkmal mehr als die Raja- und Tama-Merkmale, denkt der Einzelne, er sei glücklich. Schwinden Sattva- und Raja-Merkmal und nimmt die Stärke des Tama-Merkmals zu, ist der Einzelne eher geneigt, Fehler zu begehen. Ähnlich glaubt der Einzelne, der Herrscher des Körpers, es gäbe nicht Besseres als Handlung, wenn raja über sattva und tama dominiert. (14:199-202).

Das Überwiegen von sattva.  Höre nun zu, wie die Merkmale wachsen. Folgende Anzeichen erscheinen, wenn das Sattva-Merkmal im Körper wächst, nachdem es raja und tama besiegt hat. Der Mensch ist voller Weisheit, was schon äußerlich an seinem Erscheinungsbild zu sehen ist. Alle seine Organe haben ein kritisches Urteilsvermögen und sogar die Glieder können sehen. Die Organe selbst erkennen, was gut oder schlecht ist und sind unter Kontrolle. Seine Ohren hören nicht, was nicht gehört werden soll, die Augen sehen nicht, was nicht gesehen werden soll, und seine Zunge vermeidet, über das zu sprechen, was nicht gesagt werden soll. So wie die Dunkelheit vor der Lampe zurückweicht, kommen die verbotenen Handlungen nicht in die Nähe seiner handelnden Organe. Sein Verstand wird in allen Wissensgebieten aktiv, und Weisheit durchzieht seinen Geist. All sein Verlangen erlischt, die Neigung zum Handeln geht zurück, und er fühlt Abscheu vor Sinnesfreuden. Falls er bei Vorhandensein der Anzeichen des wachsenden Sattva-Merkmals stirbt, ist dieses ein Glücksfall, vergleichbar der Ankunft heiliger Gäste (Gottheiten), die man nach einer guten Ernte zu einem Speiseopfer eingeladen hat. Arjuna, wenn dieser Mensch so großzügig und mutig wie er reich ist, warum sollte er dann nicht die Vorteile dieser und der nächsten Welt genießen? Welches andere Schicksal könnte solch ein unvergleichlicher und mit dem Sattva-Merkmal erfüllter Mensch haben? Durch das Verlassen des Körpers, der das Mittel zum Genuss weltlicher Freuden ist, und durch das Erfülltsein mit dem Sattva-Merkmal wird er zum wirklichen Abbild von sattva, und wird unter Menschen der Weisheit wiedergeboren. Wenn das Sattva-Merkmal so geläutert wird, wächst das Wissen, und der Verstand schwebt darauf. Indem er über die Ordnung, in der das Mahat-Prinzip und die anderen Prinzipien geschaffen wurden, nachdenkt, löst er sich im Selbst auf. Er erreicht das Prinzip des Selbst, das das siebenunddreißigste Prinzip jenseits der von den Vedenschreibern vorgeschlagenen sechsunddreißig Prinzipien (siehe 13.Kapitel) ist, oder das fünfundzwanzigste Prinzip jenseits der vierundzwanzig Prinzipien der Sankhya-Philosophie. Er wird in einer Familie der obersten Klasse wiedergeboren, bei Menschen, die das Trio der Merkmale, die drei Stadien des Lebens (Kindheit, Jugend und Alter) und die drei Körperarten (materiell, kausal und feinstofflich) beiseitefegen und leicht den vierten Körperzustand, das Selbst, erreichen. (14:203-225).

Das Überwiegen von Raja.  Entsprechend erschienen folgende Anzeichen, wenn das Raja-Merkmal den Körper übel zurichtet und sattva und tama unterdrückt. Die Organe tummeln sich frei in den Sinnesfreuden. Sie haben vergessen, dass es gegen die guten Sitten ist, hinter anderer Leute Frauen herzugucken, und sie grasen überall herum wie die Ziegen. Seine Gier wird so groß, dass nur die Dinge überleben, die seiner Aufmerksamkeit entgehen. Er führt bedenkenlos alle Arbeiten durch. Er geht seinen Steckenpferden nach, wie das Bauen eines Tempels oder die Durchführung eines ashwamedh yajna (Pferdeopfer). Er nimmt seltsame Aufgaben an wie die Planung einer Stadt, das Anlegen eines Sees oder das Anpflanzen großer Wälder. Trotz allem bleibt sein Verlangen nach Gütern in dieser und der nächsten Welt unerfüllt. Seine Wünsche wachsen kolossal. Seine Hoffnung und sein Ehrgeiz galoppieren vorwärts, und er ist zufrieden damit, in der ganzen Welt umherzuschweifen. Solche Anzeichen sind bemerkbar, wenn das Raja-Merkmal in einem Körper zunimmt. Falls eine Person unter diesen Umständen stirbt, wird sie in einem anderen Körper ähnlicher Eigenschaften widergeboren. (14:226-238). Sie reiht sich in die Gruppe derjenigen ein, die weder tags noch nachts vor weltlichen Geschäften Ruhe haben. Wer durch Ertrinken im Raja-Teich stirbt, wird in einer rituell ausgerichtete Familie wiedergeboren.(14:241-242).

Das Überwiegen von Tama. Jetzt höre gut zu bei der Beschreibung der äußerlichen Anzeichen, die auftreten, wenn das Tama-Merkmal nach dem Sieg über sattva und raja zunimmt. Der Geist eines solchen Menschen ist wie der Himmel in einer Neumondnacht, ohne Sonne und Mond. Voller Finsternis des Unwissens spricht er noch nicht einmal über Gedanken. Die Schärfe seines Verstandes geht soweit zurück, dass sie an Unbeweglichkeit sogar einen Stein übertrifft. Er scheint sein Gedächtnis verloren zu haben, sein Körper scheint voller gedankenloser Arroganz zu sein und seine Handlungen sind töricht. In seinen Knochen stecken unrechte Handlungen. Seine üblen Taten hören erst mit seinem Tode auf. Er begeht gerne schlechte Taten. Er mag verbotene Handlungen und seine Neigungen sind entsprechend. Er wird beduselt, ohne Alkohol zu trinken, spricht - ohne Fieber zu haben - wie im Delirium, und wird wie ein Verrückter irregeführt, ohne verliebt zu sein. Er ist in Ekstase, aber das ist nicht dasselbe wie samadhi bei der Meditation, weil er von Narrheit besessen ist. Diese Anzeichen erscheinen, wenn das Tama-Merkmal zunimmt. Wenn der Mensch in diesem Zustand stirbt, wird er im Tama-Merkmal wiedergeboren. Man wird nach einem Tod, bei dem die Begierden in tama eingehüllt sind, als Tier, Vogel, Baum oder Wurm wiedergeboren. (14:243-259).

Die Ergebnisse des Sattva-Merkmals.  Man erhält also vom Sattva-Merkmal die Früchte der gerechten Taten, wie es in den Veden steht. Sattva führt also zu dem unvergleichlichen Ergebnis des natürlichen Glücks und der Weisheit, die die Sattva-Früchte genannt werden. Die durch das Raja-Merkmal verursachten Handlungen sind äußerlich süß aber innen bitter wie die Frucht des Vrindavan-Baums. Genauso wie eine giftige Wurzel giftige Schösslinge treibt, ergeben die durch das Tara-Merkmal verursachten Handlungen Früchte der Unwissenheit. (14:260-264).

Daher, Arjuna, ist das Sattva-Merkmal die treibende Kraft zur Weisheit. So wie das Vergessen des Selbst der Grund für die nicht-dualistische Seele ist, als Individuum geboren zu werden, so ist das Raja-Merkmal die Ursache der Gier. Nur das Tama-Merkmal ist für die drei Fehler, nämlich Illusion, Unwissenheit und Fehlverhalten, verantwortlich. Ich habe dir jetzt die drei Merkmale einzeln erklärt, um deine Gedanken zu ordnen. Von ihnen bewirken raja und tama den Niedergang, während man ohne sattva nicht die Weisheit erlangt. Deshalb sollte ein Suchender (sadhak) alles aufgeben und während seines Lebens mit dem Sattva-Merkmal leben, so wie einige Leute allem entsagen und die vierte Art zu leben (d.h. wie ein sanyasi) annehmen. (14:265-270).

Das Schicksal nach dem Tod. Diejenigen, die mit dem Sattva-Merkmal vor Freude tanzen und sterben, leben im Himmel weiter. Ähnlich werden diejenigen, die mit dem Raja-Merkmal leben und sterben, als Menschen auf der Erde wiedergeboren. Sie haben eine Mischung von Freude und Leiden zu ertragen, können aber den Tod nicht vermeiden. Wer mit dem Tama-Merkmal lebt, ist nach dem Tod für die Hölle bestimmt.
Jetzt habe ich dir die drei Merkmale und ihre Funktion beschrieben, die sich mit der Kraft des Brahman entwickeln. Hier folgt die Seele den Funktionen der Merkmale kraft deren Einflusses, ohne dass sie ihre eigene Form ändert. (14:271-276). Himmel, Erde und Hölle sind verschiedene Erscheinungsformen der Merkmale. Wenn wir versuchen, hinter die Arbeitsweise der Merkmale zu sehen, erblicken wir die Gestalt des Selbst. Erinnere dich daran, dass es nichts außer dem Selbst gibt. (14:278). Durch die Kraft der Seele erscheinen diese drei Merkmale in Gestalt des Körpers, so wie uns Erde und Wasser in Gestalt eines Baumes erscheinen. (14:280-281). Diese drei Merkmale werden zu einem Körper, inklusive dem Geist, und werden dadurch der Anlass zur Verbindung von Seele, Geist und Körper, d.h zur Verbindung des Menschen mit dem Reinkarnationszyklus. Arjuna, es ist ein Wunder, dass solch eine komplexe Verknüpfung der Merkmale mit dem Körper den Pfad der Befreiung vom Reinkarnations-Zyklus nicht behindert. Diese drei Merkmale lassen gemäß ihrer Natur den Körper fortschreiten oder zurückfallen, aber das hindert keinen daran, über sie hinaus zu gehen. Ich erzähle dir nun, wie man die Befreiung erreicht. (14:283-286).

Die Wirkung der Selbst-Erkenntnis. Ich habe dir schon erzählt (s.Kap. 13, SL 24), dass das Bewusstsein nicht wie die Merkmale wird, obwohl es sich innerhalb von ihnen bewegt. Jetzt erzähle ich dir dasselbe noch einmal. Man erkennt dieses, wenn der Einzelne mittels der Weisheit zur Selbst-Erkenntnis kommt. (14:287-288). Der Einzelne denkt nicht mehr daran, dass er voller Merkmale steckt sondern beobachtet sie nur noch. (14:290). So erkennt der Einzelne, der voller Merkmale ist aber über sie hinausgegangen ist, das "Ich bin Brahman", und mit dieser Haltung bezeugt er, dass er nicht der Handelnde sondern nur der Beobachter der Handlung ist, und dass es die Merkmale sind, die die Handlung kontrollieren. Alle Handlungen passieren wegen der Unterschiede in der Natur der drei Merkmale sattva, raja und tama, und sie sind der durch die Merkmale entstehende Grund des Leidens. (14:292-294). Zwischen diesen drei Merkmalen stehe ich wie der Frühling, der die Pracht der Wälder verursacht. (14:295). Obwohl durch meine Kraft Handlungen geschehen, bleibe ich der Nicht-Handelnde im Körper. Die Merkmale erscheinen, wenn ich sie vorzeige, und ich hege ihre Eigenschaften; und das was bleibt, wenn sie zerstört werden, bin auch Ich. Auf diese Weise ist derjenige, der zur Weisheit gefunden hat, offenkundig jenseits der Merkmale. (14:297-299).

Jetzt kennt der Betroffene genau das merkmallose Prinzip, weil sein Geist den Stempel der Weisheit aufgedrückt bekommen hat. Er erreicht mich, so wie ein Fluss letztendlich den Ozean erreicht. Wer jenseits der Merkmale ist, weiß, dass ich das Brahman bin. (14:300-301). Wer geschlafen und im Schlummer der Unwissenheit geschnarcht hat, erwacht und findet sich in Gestalt des Selbst wieder. Weil der Spiegel der Verwirrung hingefallen und zerbrochen ist, kann er sein Bild nicht in ihm sehen. Wenn der Wind des "Ich-bin-der-Körper"-Ego abgeflaut ist, werden der Einzelne und die Höchste Seele eins wie die Wellen und das Meer, und wenn das passiert, wird derjenige, der jenseits der Merkmale ist, eins mit mir. Und wenn er erst einmal eins mit mir geworden ist, gerät er nicht mehr in den Griff der Merkmale, selbst wenn er im Körper verbleibt. (14:303-307). Merkmale können kommen und gehen - seine Weisheit bleibt rein, und er bleibt davon unberührt, obwohl er im Körper sein mag. Die drei Merkmale lassen im Körper ihre Kräfte spielen, aber er lässt sein Ego keinen Blick auf sie werfen. Er ist innerlich so gefestigt, dass er die körperlichen Angelegenheiten nicht wahrnimmt. (14:309-311). So wie der von einer Lotusblüte ausgegangene Duft nicht zu ihr zurückkehrt sondern sich mit der Luft vermischt, nimmt er den Körper und seine Angelegenheiten nicht mehr wahr, wenn er erst einmal die Einheit mit dem Selbst erreicht hat. Daher sind in einem weisen Menschen die sechs Eigenschaften, wie Geburt, Alter, Tod usw., die mit dem Körper verbunden sind, nicht vorhanden. (14:313-315). Mit dem Schwinden des körperlichen Bewusstseins erkennt er das ursprüngliche Selbst, und dann nimmt er nichts mehr wahr als das Selbst. Daher nenne ich einen Menschen, der das Selbst erkannt hat, einen Menschen jenseits der Merkmale, auch wenn er noch in seinem Körper steckt." (14:317-318).

Arjuna bat: "Bitte erkläre mir, wie ein Mensch über die Merkmale hinaus kommt und wie er sich entsprechend benimmt." (14:321-322).

WIE MAN ÜBER DIE MERKMALE HINAUS GELANGT.

Shri Krishna antwortete: "Wenn ein Mensch durch das Erstarken des Raja-Merkmals zu Handlungen veranlasst fühlt, befallen ihn nicht die egoistischen Gedanken, dass er selbst diese Handlungen vornimmt, und er ist auch nicht traurig, wenn er zu den Handlungen nicht fähig ist. Wenn das Sattva-Merkmal zunimmt und das Licht der Weisheit alle Organe durchdringt, wird er nicht vor Freude über sein Wissen in Hochstimmung versetzt. Er wird nicht von der Illusion verschlungen, wenn das Tama-Merkmal zunimmt, noch schämt er sich seiner Unwissenheit. Wenn er unter im Banne der Illusion steht, strebt er nicht nach Weisheit. Ähnlich vermeidet er keine Handlungen, wenn er die Weisheit erlangt und bedauert dieses nicht. Er achtet nicht auf die Merkmale. Braucht solch ein Mensch der Weisheit noch ein anderes Wissen? Fühlt er sich bei dem Gedanken stolz, er sei der Handelnde? Vermisst er die Weisheit, wenn er gerade irrt? (14:327-335).

Also, weil er selbst die Merkmale und ihre Aufgaben darstellt, ist er nicht von ihnen getrennt. Er bleibt in seinem Körper, so, wie ein Reisender vorübergehend eine Herberge bewohnt. Er kommt nicht unter den Einfluss der Merkmale, d.h. er nimmt keine Handlungen vor und lässt keine durch andere durchführen. Er beherrscht die Merkmale nicht, noch lässt er sich von ihnen beherrschen. (14:336-338). Er lässt sich durch das Kommen und Gehen der Merkmale nicht stören. (14:340). Eine Person der Weisheit wird durch die Merkmale nicht gebunden. Ohne durch sie beeinflusst zu werden sieht er ihrem Spiel von fern zu. Wenn die Sattva-Neigung ihn zu gerechten Taten drängt, die Raja-Neigung zum Genuss der Freuden und die Tama-Neigung zur Illusion, betrachtet er alle diese Handlungen als durch die Kraft der Merkmale geschehend. (14:342-345). Er ist nicht durch den Aufruhr gestört, den die Merkmale hervorrufen. Ein Mensch jenseits der Merkmale kann an diesen Eigenschaften erkannt werden. Nun höre, wie sich solch ein Mensch benimmt. (14:347-348).

Wenn er erst einmal meine Gestalt erreicht hat, sieht er diese in allem Lebendigen und Nicht-Lebendigen, und sein Geist ist deshalb ausgeglichen wie ein Paar Waagschalen, ob ihn nun Glück oder Unglück trifft. Er hat jetzt die "Ich-bin-der-Körper"-Haltung abgelegt und das Selbst erreicht. Die Saat ist nun aufgegangen und hat reichliche Ernte gebracht. Ist er erst einmal im Selbst eingetaucht, wird er nicht mehr durch Freude oder Schmerz betroffen, selbst wenn er noch in seinem Körper ist. So wie Tag und Nacht für einen Pol dasselbe sind und keinen Unterschied bedeuten, verhält es sich mit mit Freude und Schmerz für eine Seele im Körper. Ob er himmlischen Besuch bekommt oder ob ihn ein Tiger anfällt - seine Haltung zum Selbst wird nicht gestört. Nichts stört seinen Gleichmut. Weder ärgert er sich über Verleumdungen noch freut er sich über Lob. (14:349- 361).

Es ist ihm gleich, ob man ihn als Gott betrachtet und verehrt, oder als Dieb und ihn schlägt. (14:362). In seinem Geist gibt es kein Gefühl von Unausgeglichenheit. Er besitzt eine weitere Eigenschaft, indem er keinerlei Geschäfte macht. Er fängt keine Arbeit an. Seine Neigung zu handeln ist erloschen. Der Lohn für seine Handlungen verbrennen im Feuer der Weisheit. Er denkt nicht mehr an die Freuden und Leiden dieser und der nächsten Welt. Er genießt alles, was ihm passiert. Freuden richten ihn nicht auf, Leiden entmutigen ihn nicht. Er akzeptiert weder etwas in seinem Geist, noch verzichtet er auf etwas. Wer sich so verhält, sollte als ein Mensch jenseits der Merkmale angesehen werden. Jetzt erzähle ich dir die Methoden, wie man über die Merkmale hinaus gelangt. (14:364-370).

ICH BIN NICHT VOM UNIVERSUM GETRENNT.

Wer mir mit unerschütterlichem Geist ergeben ist, kann diese Merkmale loswerden. Deshalb muss ich dir erklären, wer ich bin, wie man mich verehrt und was die Zeichen der Hingabe sind. (14:371-372). So wie Flüssigsein und Wasser oder Himmel und Weltraum dasselbe sind, ist das Ding, was Universum genannt wird, und ich dasselbe. (14:374,377). Es ist nicht wahr, dass ich nur nach Auflösung des Universums erreicht werden kann, sondern ich muss zusammen mit dem Universum begriffen werden. Mich in dieser Haltung der Einheit zu begreifen ist in der Tat wirklich die unverfälschte Verehrung. Wenn man sich zwischen mir und dem Universum einen Unterschied vorstellt, ist das eine verfälschte Verehrung. (14:380-382). Deshalb sollte man keinerlei Gedanken an diesen Unterschied aufkommen lassen. (14:383). Die Staubkörner auf der Erde oder die Schneekristalle im Himalaya unterscheiden sich nicht - ähnlich bin ich in mir (d.h. im Universum). (14:385). Wenn sich die Einstellung entwickelt hat, dass man nicht von Gott verschieden ist, nenne ich das Verehrung. Diese Einstellung ist die höchste Weisheit und das Wesentliche des Yoga. (14:387-388). Ihretwegen kommt die Haltung "ich bin das Brahman" zum Tragen. Mit dieser Haltung löst sich auch das Wissen hierüber auf. (14:391-392). Mit dem Verschwinden des Unterschiedes verschwindet das Wissen vom Unterschied. (14:394). Die Illusion, der Anhänger sei an dieser Küste des Ozeans und ich an der anderen, verschwindet, und was bleibt, ist nur das Einssein von uns beiden. Dann erübrigt sich auch die Frage nach der Beherrschung der Merkmale, weil letztere mit dem Verschmelzen zum Einssein verschwinden. Arjuna, dieser Zustand wird der Zustand des Einssein mit dem Brahman genannt. Wer mir ergeben ist, erreicht ihn. Auf diese Weise vereint sich das Brahman mit dem, der mir ergeben ist. (14:395-398). Wer mir mit der inneren Einstellung der Weisheit dient, ist das Kronjuwel des Einssein mit dem Brahman. Das Erreichen dieses Zustandes wird Befreiung genannt, während man lebt, oder die vierte Stufe. Ergebenheit mir gegenüber ist die Leiter zum Erreichen des Einsseins mit dem Brahman. Denke nicht, der Weg, um mich zu erreichen, sei von mir verschieden. (14:400-403). Brahman ist nur mein Name und ich werde mit diesem Namen erwähnt. Zwischen mir und dem Brahman gibt es keinen Unterschied. Dieses Brahman ist das unvergleichliche Wesen, das immer gleichbleibend, ruhig und offen ist, die Gestalt des Lebendigen hat und unendliche Seligkeit bringt. Ich bin die endgültige Seinsform und der Ort, in dem sich die Weisheit nach Erledigung ihrer Aufgaben auflöst." (14:404-407).

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Essen, Mai 2000.
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