Zum Kapitelende.


 

DNYANESHWARI


KAPITEL 15



DIE HÖCHSTE PERSON

 


KOMMENTAR VON DNYANESHWAR MAHARAJ

Dnyaneshwar Maharaj sagt: "Zweifellos führt Weisheit zur Befreiung. Damit sich die Weisheit in einem Menschen festigt, muss der Geist sehr rein sein. Ohne Loslassen des Ego kann die Weisheit nicht beständig sein. Dieses Prinzip ist von Shri Krishna sorgfältig dargelegt worden, der auch diskutierte, wie der Geist sich vollkommen vom Ego lösen kann. So wie jemand während des Essens sein Mahl stehen lässt und das Weite sucht, wenn er erfährt, dass Gift im Essen ist, läuft man vor dem Dem-Ego-Verhaftet-Sein davon, wenn der Geist erst einmal die Idee der Vergänglichkeit der Welt verinnerlicht hat; und das einmal erreichte Sich-Lösen bleibt dir erhalten, selbst wenn du es wieder loswerden willst.
In diesem fünfzehnten Kapitel der Bhagavad Gita beschreibt Shri Krishna die Vergänglichkeit der Welt an Hand der Beispiels eines Baumes." (15:35-40).

DER BAUM BEHINDERT DIE BEFREIUNG.

Shri Krishna sagte: "Arjuna, die Illusion vom Universum, die sich in den Weg zur Selbst-Erkenntnis stellt, ist nicht die Ausdehnung des Universums, sondern der riesige Baum der weltlichen Umstände. Er ist aber nicht wie die anderen Bäume, die unten Wurzeln und oben Äste haben, und man kann seine Größe daher nicht messen. Wenn man seine Wurzeln anzündet oder durchhackt, geht dieser Baum nicht ein, sondern vermehrt sich. Andere Bäume fallen mit ihren Ästen um, wenn ihre Wurzeln abgehackt werden; das ist aber bei diesem Baum, der kein normaler Baum ist, nicht der Fall. (15:46-50).

DAS UNIVERSUM WIRD MIT DEM BAUM VERGLICHEN.

Arjuna, es ist schon unüblich, dass dieser Baum nicht von dieser Welt ist und von unten wächst. (15:51). Dieser Baum in Form der Welt ist eigenartig. Alle Dinge, die auch immer in dieser Welt vorkommen, werden von ihm in Anspruch genommen. (15:53). Der Baum hat keine Blüten, die man riechen kann und keine Früchte, die man kosten kann. Obwohl er umgekehrt steht, wurde er nie entwurzelt und ist daher immergrün. Auch wenn man sogar behaupten kann, er habe oben Wurzeln, so hat er auch unten unendlich viele Wurzeln. Dieser Baum wächst in alle Richtungen, und seine Wurzelbüschel sind zu Zweigen geworden, wie ein Banyan- oder Pipul-Baum. Es ist jetzt aber nicht so, dass dieser Weltenbaum nur unten Zweige hat. Mengen von unzähligen Zweigen sprießen auch auf der oberen Seite. Wenn man ihn so ansieht, hat man den Eindruck, dass der Himmel selbst voller Triebe grüner Blätter ist, oder als ob der Wind die Form des Baumes angenommen hat, oder als ob die drei Zustände Erschaffen, Erhalten und Vergehen diese Form angenommen haben. So wurde dieser dichte Baum mit obenliegenden Wurzeln in Gestalt dieses Universums geschaffen. (15:55-62).

WEITERE ERLÄUTERUNGEN ZUM BAUM.

Jetzt werde ich dir dieses in einer Weise erklären, dass du gut verstehen wirst, wer oberhalb des Baumes ist, wer seine Wurzeln sind, was seine Eigenschaften sind, warum er nach unten ausschlägt, was seine Zweige sind, aus welchen Zweigen die nach oben wachsenden Zweige stammen und wie diese entstehen, wie der Baum den Namen Ashwattha erhielt und was die Selbst-erkennenden Menschen daraus geschlossen haben. (15:63-65).

 

Das Brahman wird das Universum, wenn es durch Merkmale befleckt wird.

Arjuna, dieser Baum hat seine Wurzeln oben, weil das Brahman über ihm ist. Auf der anderen Seite hat dieses Brahman weder Mitte noch Unten oder Oben sondern ist Eines und einzig. (15:72-73). Das was ohne Augen hier, dort, vorne, hinten und überall sieht, aber selbst unsichtbar ist, wird das Universum mit seinem Namen und seiner Gestalt, wenn es mit den Bestimmungen der Merkmale und den Merkmalen in Berührung kommt. Es ist die reine Weisheit, frei vom Kenner und vom zu erkennenden Objekt, und durchdringt als reine Seligkeit den Raum. Es ist weder Ursache noch Wirkung (d.h. Handlung). In ihm gibt es weder ein Gefühl für Dualität noch ein Gefühl für Einmaligkeit, aber es kann von einem Individuum durch Selbst-Erkenntnis verstanden werden. In diesem Sinne ist das reine Brahman die nach oben gerichtete Wurzel des Weltenbaumes. Und die Triebe der Wurzel sind folgende. (15:75-78).

EIGENSCHAFTEN DER MAYA

Das unter dem Namen maya bekannte Wesen existiert nicht. In der Tat ist es wie das Kind einer unfruchtbaren Frau, das man maya genannt hat. Man kann weder sagen, dass maya wirklich ist, noch kann man sagen, dass sie unwirklich ist. In Anwesenheit von Weisheit kann sie nicht überleben, und doch wird sie als anfangslos bezeichnet. Sie enthält viele Prinzipien, und das Universum wird in ihr gebildet, wie sich Wolken am Himmel bilden. Alle Arten von Formen und Gestalten werden in ihrem Gewebe geformt. Sie ist die Wurzel des Weltenbaumes, der Ursprung der weltlichen Dinge, beleuchtet vom trüben Licht unsauberen, unrechten Wissens. Ein Wesen wie maya flüchtet sich in das Brahman und erscheint durch seine Kraft. (15:79-84). Die aus dem Brahman erzeugte maya bewirkt, dass diese ihre eigene Natur vergisst. Dieses ist die erste Wurzel des Weltenbaumes. Das Nicht-Erkennen des Selbst als Brahman ist die Haupt-Wurzelknolle an der Wurzelspitze. Es wird in Gestalt von maya von den Vedantis "Beejabhava" oder "das Wurzel-Prinzip" genannt. Der Schlaf-Zustand des tiefen Nicht-Wissens wird sein "Bijankurabhava" oder "Samen-Trieb-Prinzip" genannt, während die Traum- und Wachphasen sein "Phalabhava" oder "Fruchtprinzip" sind. So benennen die Vedantis diese Seiten von maya, aber verstehe bei all diesem, dass Unwissenheit die Hauptwurzel ist. (15:87-90).

DIE ENTWICKLUNG DES UNIVERSUMS.

Aus der reinen Seele, die an der Spitze ist, spriessen die Wurzeln nach oben und nach unten und sie entwickeln sich besonders im Mutterboden des maya stark. Aus dieser Wurzel spriessen dann Triebe in alle Richtungen. So bekommt der Weltenbaum aus dem Brahman seine Kraft. Er entwickelt dann Büschel von Trieben von unten. Von diesen treibt das empfindliche grüne Blatt des Mahat-Prinzips in Gestalt des Bewusstseins (Chit) als erstes. Dann treibt das Blatt des Ego mit den drei Merkmalen sattva, raja und tama auf der unteren Seite. Dann sprießt ein anderer Trieb, nämlich der des Verstandes, der das Wachsen des Gefühls für Unterscheidung fördert, welche wiederum einen Zweig, den Geist, austreibt und frisch hält.

So treibt die Wurzel, indem sie aus dem Saft des Unwissens Kraft bekommt, vier junge Zweige, nämlich Geist, Verstand, Ego und Bewusstsein. (15:91-97). Aus diesen Zweigen sprießen direkt die fünf Prinzipien Himmel, Luft, Feuer, Wasser und Erde und aus diesen wachsen die weichen zarten Blätter der fünf Sinnesorgane und ihrer Sinnesobjekte. Aus diesen wächst, wenn der Trieb des Tons sprießt, das Hörorgan doppelt stark und lässt die Zweige der Begierden wachsen. Dann lassen die Kletterwurzeln des Körpers und die Blätter der Haut den Trieb des Tastsinns entstehen, was zu einer Vielzahl von neuartigen Leidenschaften führt. Dann wachsen die Blätter der Gestalt und die Augen schweifen schnell zu dem Ast, der zur weiteren Illusion führt. Dann wachsen die Blätter des Geschmacks und die Zunge entwickelt endlose Wünsche. Ähnlich erzeugen die Blätter des Geruchssinns ein wachsendes Verlangen über die Nase, die zur Gier führt. Auf diese Weise lassen Mahat-Prinzip, Ego, Geist und die fünf Prinzipien (Elemente) die Welt wachsen. Sie wächst nur vermittels dieser acht Teile (nämlich Mahat-Prinzip, Ego, Geist und die fünf Prinzipien). Der Weltenbaum lässt immer mehr Zweige wachsen, und wie eine Conch-Muschel dem Silber täuschend ähnlich sieht wird das Brahman, indem es sich in Gestalt des Weltenbaumes zeigt, die Wurzel des Unwissens. (15:98-107).

WARUM DER BAUM ASHWATHA GENANNT WIRD.

Ich erzähle dir jetzt auch, warum verständige Leute diesen Baum ashwatha nennen. "shwa" bedeutet "der Morgen" oder "morgen" (nächster Tag). Dieser Weltenbaum bleibt jedoch nicht einen Tag gleich. (15:110-111). Er wird in jedem Moment zerstört und wird daher ashwatha genannt. Damit wird nicht angedeutet, dass dieser ashwatha der gewöhnliche Peepul-Baum ist (ficus religiosa). (15:114-115). Dieser Baum ist bekannt dafür, dass er unzerstörbar ist; aber der Hintergedanke bei diesem Namen ist, dass er wie der Ozean, der auf der einen Seite durch die Wolkenbildung verringert und auf der anderen Seite durch die Flüsse gefüllt wird, tatsächlich weder ab- noch zunimmt. Solange es Wolken und Flüsse gibt, ist der Ozean immer gefüllt. Ähnlich geht die Zerstörung und das Nachwachsen dieses Baumes so schnell vor sich, dass man es sich nicht vorstellen kann. Daher nennen die Leute diesen Baum unzerstörbar. (15:118-122). Im Laufe der Zeit trocknet der Ast, der das Tierreich darstellt ab und fällt herunter, aber er lässt Millionen Triebe sprießen, und man kann nicht erkennen, wann der erste Ast abgefallen ist und wann die Millionen anderer Triebe geschossen sind. Zur Zeit der Sintflut fallen die Äste dieses Baumes ab, und zur Zeit der Erschaffung der Erde wachsen sie zu einem ansehnlichen Wald. Der starke Wind zur Zeit der Sintflut lässt die Rinde des Baumes abfallen, und mit Beginn des neuen Zeitalters wächst sie wieder. Dann folgt eine Manu-Periode der anderen, und es folgen Dynastien wie die von Sonne und Mond, und das Universum dehnt sich aus. Am Ende des Kali-Zeitalters fällt die Rinde der Bäume aller vier Zeitalter ab und der Baum vertrocknet; aber mit dem Wiederbeginn des Krita-Zeitalters beginnt die Rinde um ein Vielfaches schneller zu wachsen. Man kann nicht erkennen, wieviele Äste wachsen und wieviele herunterfallen. (15:125-129).

DIE OFFENSICHTLICH UNZERSTÖRBARE NATUR DES BAUMES.

Sobald ein Zweig fällt, wachsen hundert neue, und deshalb erscheint dieser Weltenbaum unzerstörbar. Mit welcher Geschwindigkeit Flusswasser auch immer fließt - das nachfließende Wasser hat dieselbe Geschwindigkeit. In der gleichen Weise erscheint diese Welt ewig zu sein, obwohl sie vergänglich ist. Die Leute halten dummerweise diesen Weltenbaum für unzerstörbar, weil er sogar wächst, während er umfällt. Wer aber in Kenntnis seiner Geschwindigkeit erkennt, dass dieser Weltenbaum momentan ist und während eines Lidschlags millionenmal erzeugt wird, wer sehr genau weiß, dass nur die Unwissenheit der Grund für das alles ist und die Existenz des Baumes unreal ist, ist ein Mensch, der alles weiß, der die Prinzipien der Vedanta kennt und den ich verehre. Er alleine genießt die Früchte des Yoga. Wer kann denjenigen beschreiben, der diesen Weltenbaum für vergänglich hält? (15:132-143).

Dann wachsen noch Zweige an der Unterseite des Weltenbaumes, welche nach Erreichen des Erdbodens auch Zweige nach oben wachsen lassen. Sie lassen auch Wurzeln sprießen. Die aus ihnen entstehenden Kriechpflanzen entwickeln neue Blätter. Unwissenheit ist die Wurzel dieses Baumes, und ein Wald von Veden entsteht mit Hilfe der acht Bestandteile der prakriti, nämlich Mahat usw. (15:144-147).

VIER ARTEN VON LEBEN.

Dann sprießen die vier große Zweige der vier Arten von Lebewesen: Eier legende, aus Schweiß geborene, aus Saat entstehende und die aus dem Uterus geborenen. Aus jedem Ast entstehen 8,4 Millionen Zweige von Unterarten von Lebewesen. Die Queräste, die aus den geraden Ästen wachsen, sind die verschiedenen Unterarten. Die Einzelnen werden in männliche, weibliche und neutrale aufgeteilt, die, von ihren Leidenschaften getrieben, aneinandergeraten. So wie sich in der Regenzeit eine Wolke nach der anderen bildet, entstehen aus Unwissenheit verschieden Arten von Lebewesen. Die Zweige biegen sich unter ihrem eigenen Gewicht und verfangen sich ineinander, und dann erzeugen die Merkmale einen Sturm, unter dessen Wucht der Weltenbaum mit den nach oben gerichteten Wurzeln an drei Stellen gespalten wird. (15:148-154).

DER EINFLUß DER DREI MERKMALE.

 

Die Wirkung des Raja-Merkmals.  Wenn die Winde des Raja-Merkmals stark sind, wächst der Zweig der menschlichen Rasse schnell. Anstatt an der oberen oder unteren Seite dieses Zweiges sprießen Schösslinge in großer Zahl im mittleren Bereich, d.h. auf der vergänglichen Erdoberfläche, und diese Schösslinge sind diejenigen der vier Kasten. An diesen Zweigen wachsen dauernd Blätter mit Vorschriften über den Unterschied zwischen im Sinne der Veden rechtem und unrechtem Tun. Aus den vier Pflicht-Übungen gehen die beiden des Geldverdienens und des Sex hervor, wo Triebe des vorübergehenden Vergnügens sprießen. Unzählige Triebe von guten und schlechten Handlungen entstehen mit der Absicht, die Handlungsbereitschaft zu erhöhen. Ähnlich werden im Laufe der Zeit die vergangenen Karmas durch Leid oder Freude ausgelöscht, und die trockenen Äste der Körper aus den vorhergehenden Leben fallen ab, und Zweige mit neuen Körpern sprießen an anderer Stelle. Dann entsteht laufend neues Blattwerk aus Wörtern und ähnlichen Gegenständen, die durch ihre natürliche Färbung den Baum schmücken. So entstehen viele Menschen aus dem Ast der menschlichen Lebewesen, und die menschliche Rasse richtet sich auf der Erde ein, wenn der Wind des Raja-Merkmals weht. (15:155-162).

Die Wirkungen des Tama-Merkmals. Ähnlich verhält es sich, wenn die Winde des Raja-Merkmals die starken Winde des Tama-Merkmals unterstützen. Dann bekommen dieselben Zweige menschlicher Lebewesen Blattwerk mit niedrigen Leidenschaften, und Zweige unrechten Tuns sprießen nach unten. Dann wachsen Zweige gemeiner Neigungen und aus ihnen kommt Sünde hervor. Junge Blätter mit den in den drei Veden - Rigveda, Yajurveda und Samaveda - vorgeschriebenen Regeln und Befehlen wachsen am Ende dieser Äste. Blätter der agamas, in denen Mantras und Techniken der Magie zum Schaden anderer werden hervorgebracht, und die Kriechpflanze der Leidenschaften breitet sich aus. Später, weil und wenn die Wurzeln der Untaten groß werden, sprießen die vielen Äste der Wiedergeburt. Dann kommt der große Ast der chandalas und anderer sehr niedriger Kasten aus dem Baum hervor, und Übeltäter, die durch die verwerflichen Handlungen angelockt worden sind, müssen in diesen niedrigen Kasten wiedergeboren werden. Viele horizontale Äste von Tieren, Vögeln, Schweinen, Tigern, Skorpionen und Schlangen entwickeln sich. So wachsen dauernd neue Äste und bleiben am Baum grün und tragen Früchte der Höllenqualen. Die Äste von Gewalt und Schlechtigkeit wachsen während vieler Lebensalter. Auf diese Weise werden Zweige von Bäumen, Gras, Eisen, Erdboden und Steinen gebildet, und diese tragen entsprechende Früchte. Arjuna, die den Menschen bis hinunter zu den leblosen Dingen entsprechenden Äste befinden sich also an der unteren Seite des Baumes. Man kann daher den Ast der Menschen als Wurzel für die anderen Lebewesen und leblosen Dinge betrachten, und der Weltenbaum wächst aus ihm nach unten. Arjuna, wenn man nach den Wurzeln für die oberen Äste sucht, sieht man, dass dieser selbe Ast mitten zwischen den nach oben und unten gehenden Ästen gefunden wird. Die Äste der unrechten Handlungen bzw. rechten Handlungen, die dem Tama-Merkmal bzw. dem Sattva-Merkmal entsprechen, gehen von diesem mittleren Ast nach unten bzw nach oben. (15:163-177).

Das Regelwerk der Veden ist nur auf Menschen anwendbar.  Die Regeln der Veden sind nur auf menschliche Wesen anzuwenden; obwohl der den Menschen entsprechende Ast von oben Wurzeln gebildet hat, wächst der Umfang der Handlungen aus diesem Ast. Normale Bäume verhalten sich ähnlich, d.h. beim Wachsen der Äste wachsen die Wurzeln tiefer in den Boden, und wenn die Wurzeln tiefer wachsen, wachsen die Äste um so höher. Der Körper verhält sich ähnlich, d.h. so lange es eine Ansammlung von Karma (Handlungen) gibt, ist man gezwungen, in dieser Welt in einem Körper zu leben, und solange man Körpergestalt besitzt, können Handlungen nicht vermieden werden. Daher ist der menschliche Körper die Wurzel der Handlungszweige, und man kann nicht davon loskommen. (15:178-182).

Die Wirkung des Sattva-Merkmals.   Nachdem sich der Sturm des Tama-Merkmals gelegt hat, bricht der Sturm des Sattva-Merkmals mit großer Gewalt los. Dabei entstehen in denselben Zweigen der Menschen gute Wünsche, aus denen die Triebe der Weisheit wachsen. Aus diesen Trieben der Weisheit wachsen Triebe des Verstandes, die sich innerhalb weniger Augenblicke ausdehnen. Wenn sich die Triebe des Verstandes ausdehnen, erstarken sie durch Inspiration, und der Verstand bekommt seine Unterscheidungsfähigkeit (Schärfe). Hieraus wächst ein schönes Blattwerk der Ergebenheit, die mit der Essenz des Verstandes erfüllt ist, und daraus wachsen gerade Zweige guter Neigungen. Hieraus entwickeln sich viele Zweige guter Taten, die zum Blattwerk des Vortrags der Veden führt. Dann wachsen nacheinander Blätter guten Sozialverhaltens, wie es in den Veden gefordert wird, sowie verschiedene Arten der Brandopfer-Rituale. So wachsen Äste der Einfachheit mit Zweigen korrekten selbst-kontrollierten Verhaltens und jungen Zweigen des Losgelöstseins. Schösslinge bestimmter selbstauferlegter Askese (vratas) sprießen aus den spitzen Knospen des Mutes und wachsen schnell. Solange der Sturm des Sattva-Merkmals weht, wachsen die Äste der Weisheit mit Macht aus dem dichten Blattwerk der Veden. Und dann entsteht ein gerader Ast des Reichtums, wächst und lässt einem Querzweig mit Früchten wie den Himmel usw. wachsen. Der zweite rote Ast des Losgelöstseins wächst auch und erhält dabei dauernd neue Blätter der Befreiung vom Reinkarnationszyklus. (15:183-194).

Als Nächstes kommen die waagrechten Äste der Planeten, der Sonne, des Mondes usw. sowie der manes, rishis und vidyadhars usw. Es gibt sogar noch höherwachsende Äste als diese und sie tragen Früchte wie Indralok. Aus diesen Ästen sprießen andere höherliegende Äste der rishis, wie Marichi, Kashap usw., die in Selbstzucht und Weisheit hervorragen. So wachsen die Äste und dehnen sich immer mehr nach oben aus, wodurch der Baum wegen der Fülle an Früchten groß wird, obwohl er am Stamm dünn ist. Die noch weiter oben liegenden Äste treiben Zweige wie Brahmalok und Kailas, und wegen des Gewichtes der Früchte werden die oberen Äste zu den Wurzeln heruntergebogen. Das passiert auch bei anderen Bäumen, wenn sie viele Früchte tragen. Ähnlich werden die Äste des Weltenbaumes durch das Erlangen der Weisheit herunter zu den Wurzeln, d.h. zum Brahman gebogen, aus dem der Baum zunächst gesprossen ist. Daher, Arjuna, kann kein Einzelner eine höhere Ebene als Brahmalok oder Kailas erreichen. Wenn er darüber hinausgeht, wird er selbst Brahman. Die Äste des Brahmalok usw. sind aber nichts im Vergleich mit der Wurzel Brahman. Die Zweige der Entsagenden wie Sanak, Sanandan (die Geisteskinder von Brahmadeo) usw. bekommen keine Früchte oder Wurzeln, und sie sind wie das Brahman selbst. Die Zweige vom Brahmalok usw., die oberhalb derjenigen der menschlichen Lebewesen liegen, sind sehr weit oben. Sie sind aus den Zweigen der menschlichen Lebewesen heraus gewachsen, weshalb letztere, die weiter unten liegen, ihre Wurzeln sind. So habe ich dir diesen nicht-weltlichen Weltenbaum beschrieben, der die Wurzeln oben und Äste sowohl oben als auch unten hat. Ich habe auch die Wurzeln an der unteren Seite dieses Baumes genau beschrieben. Jetzt höre, wie man diesen Baum entwurzeln kann. (15:195-209).

WIE MAN DEN BAUM ENTWURZELN KANN.

Arjuna, du magst bezweifeln, dass etwas diesen gigantischen Baum entwurzeln kann, weil es so ein üppiger und starker Baum ist, weil die obersten Äste den Brahmalok erreicht haben, seine Wurzeln im gestaltlosen Brahman gründen, seine unteren Äste im leblosen Unterholz verwachsen sind und die sterbliche Welt in der Mitte verteilt ist. Wenn du mit normalen Gedanken überlegen möchtest, wer den Baum zerstören kann, dann höre zu, denn was ist eigentlich die Schwierigkeit, diesen Baum zu entwurzeln? (15:210-214).

Arjuna, dieser Weltenbaum ist nicht real. Wieviel Mut muss man haben um ihn zu entwurzeln? Meine Beschreibung dieses Baumes mit seinen Wurzeln und Ästen ist so sinnlos wie die Beschreibung der Kinder einer unfruchtbaren Frau. (15:216-217). Hätte der Baum wirklich starke Wurzeln und wäre er so umfangreich wie ich es beschrieben habe - wer auf der Welt könnte ihn entwurzeln? Arjuna, die Beschreibung der Welt, die ich bildlich mit einem Baum verglich, ist alles Illusion. (15:219-220). Wo Unwissenheit eine Illusion ist - was können die daraus resultierenden Handlungen anders sein als Illusion? Dieser Weltenbaum ist genau genommen unwirklich. (15:223).

Wenn man sagt, er sei endlos, ist das in einer Weise wahr. (15:224). Arjuna, solange in einem Menschen kein kritisches Urteilsvermögen entstanden ist, ist dieser Baum unendlich. (15:226). Die Unwissenheit als Wurzel dieses Baums verschwindet nicht, bevor das Wissen auftritt. Ähnlich ist die Geschichte, dieser Baum sei ohne Anfang, kein Gerücht, sondern seinen Eigenschaften angemessen. Denn wenn der Baum nicht wirklich existiert, wie kann er dann einen Anfang haben? Wer ist die Mutter einer ungeborenen Person? (15:229-233). Der Baum ist anfangslos bezeichnet worden, weil er nicht existiert. Arjuna, dieser Baum hat weder einen Anfang noch ein Ende, und sein zwischenzeitlicher Zustand ist auch nicht wirklich vorhanden. (15:236-237). Aber was für ein Wunder: dieser Baum ist nicht real, aber zur selben Zeit real! Dieser Weltenbaum erscheint einer unwissenden Person schön zu sein. Er erzeugt eine Illusion, die einen Unwissenden verführt. (15:239-241). Aber diese Illusion des Universums ist vorübergehend und leer. Es erscheint real, aber wenn man versucht, es zu greifen, entschwindet es. (15:243-244). Welche Anstrengung ist also nötig, einen Baum zu entwurzeln, der keinen Anfang, kein Ende, kein Sein und keine Gestalt hat? Arjuna, ist dieser Baum nicht wegen der Unwissenheit über uns selbst gewachsen? Er muss mit der Axt der Selbst-Erkenntnis gefällt werden. Wenn du dagegen andere Methoden als Wissen dabei anwendest, verfängst du dich immer mehr in diesem Baum. Und wieviel Äste willst du dabei hoch und wieder herunterklettern? Du zerstörst daher nur mit der geeigneten Weisheit die Unwissenheit als die Wurzel dieses Baumes. (15:247-250).

Personen, die sich in Methoden vertiefen, gelangen nicht zur Befreiung. Arjuna, eine Person, die sich über die Methoden Gedanken machen, wie man die irreale Welt zerstören kann, gelangt nicht zur Selbst-Erkenntnis, sondern ihr Eindruck, dass diese Welt real sei, wird noch verstärkt. Nur das Schwert des Wissens kann die aus Unwissenheit erzeugte Welt zerstören, aber um dieses Schwert leicht führen zu können, bedarf es der dauernden Unterstützung durch das Loslassen von der Welt. Erst wenn dieses Loslassen dauerhaft geworden ist, verschwinden die Bindungen an die religiösen Regeln, an die Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und an die Leidenschaften. Arjuna, das Loslassen wird nur dann stark, wenn man von jedem weltlichen Gegenstand angeekelt wird. Man sollte dann das Schwert mit den Händen des nach innen gerichteten Verstandes aus der Scheide des Ego ziehen und es auf dem Schleifstein der kritischen Urteilskraft schärfen, bis es die Schärfe des "Ich bin das Brahman" erhält, und es dann mit der Weisheit des Selbst reinigen. Dann sollte man es mit dem Griff der Entschlossenheit halten und ein oder zwei Mal ausprobieren und mit dem Geist in Balance halten. Wenn dann das Schwert durch dauernde Besinnung eins mit einem wird, kann ihm nichts widerstehen. Dieses Schwert der Selbst-Erkenntnis, das mit der Helligkeit der Nicht-Dualität aufblitzt, wird keinen Teil des Weltenbaumes überleben lassen. So wie bei Sonnenaufgang alle Dunkelheit verschwindet, vollbringt die scharfe Klinge des Schwertes der Weisheit seine Pflicht, und die oberen und unteren Wurzeln des Weltenbaumes sowie die Masse der nach unten gewachsenen Äste verschwinden. Also, Arjuna, du hackst mit dem Schwert der Selbst-Erkenntnis den Baum mit den obenliegenden Wurzeln ab. (15:253-266).

Ist dieses vollbracht, sollte man das Selbst beobachten, das etwas ist, auf das man nicht mit "das ist es" zeigen kann, und bei dessen Erreichen das Ego verschwindet. Mache es aber nicht wie Dumme, die in den Spiegel sehen und denken, sie hätten zwei Gesichter. (15:267-268). Der geeignete Weg, das Selbst zu beobachten ist so wie das Feuer, das mit seiner ursprünglichen latenten Form verschmilzt, wenn der Brennstoff zu Ende geht, oder wie das Schmecken seines eigenen Geschmacks, oder das Auge, das seine eigene Pupille sieht, d.h. dass man es mit dem Gefühl der Nicht-Dualität beobachten soll. (15:271-272,274).

DAS ERKENNEN DES SELBST. Der ursprüngliche Ort, der ohne Sehen gesehen und ohne Kenntnis erkannt wird, wird der Ursprüngliche Mensch (adya purusha)genannt. Aber selbst dieser behilft sich gemäß der Beschreibung der shrutis mit Merkmalen und macht sinnlosen Lärm, der einen Namen und eine Form hat. Die Menschen aber, die vom Himmel und weltlichen Leben angewidert sind, schwören, dass sie nicht wiedergeboren werden sondern sich Yoga und Weisheit zuwenden wollen. Sie werden dadurch gelassen und wenden dem weltlichen Leben den Rücken zu, und indem sie den Brahmalok erreichen, der die höchste auf dem Pfad der Handlungen erreichbare Ebene darstellt, schreiten sie vorwärts. Diese Menschen der Weisheit erreichen dann den Eingang zum Wohnort des Höchsten Selbst, indem sie die Gefühle des Ego usw. abschütteln. Man muss das Selbst selbst erfahren, aus dem mangels Weisheit die Tradition des Universums erwächst, ein Mangel, wodurch man die Ausdehnung dieses Universums spürt und wodurch die "ich und du"-Dualität zum Tragen kommt. Es gibt ein weiteres Erkennungszeichen, dass man nicht aus der Selbst-Erkenntnis zur Wiedergeburt zurückkehrt, wenn man diese Erkenntnis erst einmal erreicht hat. Nur Menschen voller Weisheit können diesen Zustand erreichen.(15:275-284).

Loswerden der Dualität.  Illusion und Stolz verlassen die betroffenen Personen. Sie geraten nicht in die Klauen der Leidenschaften. So wie ein Bananenbaum eingeht, nachdem er Früchte getragen hat, hören ihre Handlungen wegen der Selbst-Erkenntnis allmählich auf. Alle Zweifel verlassen sie. Sie können zwischen sich und anderen keine Dualität erkennen. Das Bewusstsein und der Stolz über ihren Körper verschwindet zusammen mit der Unwissenheit. Der Sinn für Dualität, der Illusionen hervorruft, verlässt sie, und sie haben ihn nicht mehr. Sie erleben nicht das Duell zwischen Schmerz und Freude, das der Körper erfährt. Das Duell zwischen Schmerz und Freude, das sündige und verdienstvolle Handlungen bewirkt, betrifft sie nicht. Diese bedächtigen Menschen sind die Schwäne, die das Wasser der materiellen Dinge von der Milch des Höchsten Selbst trennen und letztere trinken. (15:285-296). Früher hatten sie immer aus Unwissenheit das Brahman in seiner hier und dort verstreut erschienen Form gesehen, aber nachdem sie erst einmal die Weisheit erblickten, können sie das Brahman als ein alle Dinge durchdringendes Wesen erkennen. Ihre Gedanken verschmelzen dauernd mit dem Brahman. Weil sie in allen Dingen das Brahman sehen, haben sie keine Begierden. Ihr Geist kennt keine Emotionen und wird auch nicht durch Lustgefühle bewegt. Sie werden nicht durch Hoffnung gestört. Sie mögen nicht einmal, wenn man in ihrer Anwesenheit das Thema der Sinnesfreuden erwähnt. Wer im Feuer der Weisheit die Sinnesfreuden verbrannt hat, geht "dort" ein. Wenn du fragst, wo dieses "dort" ist - es ist der Ort, der nie zerstört wird und der nicht gesehen werden kann, wenn du versuchst ihn zu sehen, der nicht erkannt werden kann, wenn du ihn zu erkennen versuchst, und der nicht durch Vergleich mit einer anderen Sache beschrieben werden kann. (15:297-307).

Dieser Ort kann nicht gesehen werden, selbst wenn alles im Lichte einer Lampe, des Mondes oder der Sonne sichtbar ist. Die Welt ist nur offenbar, wenn das Selbst verborgen ist. (15:308-309). Nur wenn das Licht des Selbst abgedeckt ist, leuchten Sonne, Mond usw. mit ihrem hellen Schein. Das Selbst ist äußerst hell und allumfassend und beleuchtet sogar Sonne und Mond. Das Licht von Sonne und Mond stammen von diesem Licht. Das Hauptanliegen dieses Wesens des Selbst ist also, alle leuchtenden Gegenstände zu erhellen. (15:311-313).

Das Leuchten des Brahman So wie Mond und Sterne bei Sonnenaufgang verblassen, verschwindet im Licht dieses Wesens das gesamte Universum samt Sonne und Mond. (15:314). Das materielose Wesen ist mein höchster Aufenthaltsort. Wer ihn erreicht, kehrt nicht zurück. (15:316-317). Wer durch reine Weisheit mit mir eins wird, wird nicht wiedergeboren." (15:320).

Als Arjuna dieses hörte, äußerte er Zweifel. Er sagte: "Deine Aussagen sind widersprüchlich. Falls ein Einzelner von dir verschieden ist, wird er nicht eins mit dir, und wenn er eins mit dir ist, kommt die Frage der Wiedergeburt nicht auf." (15:312-328).

Einige Anhänger ziehen die Befreiung nicht vor. Shri Krishna sagte: "Es gibt beide Arten von Menschen, die nach dem Einswerden mit mir nicht wiedergeboren werden - jene, die von mir getrennt sind und jene, die eins mit mir sind. Falls du gründlich nachdenkst, sind erstere auch eins mit mir, aber wenn du es oberflächlich betrachtest, erscheinen sie von mir getrennt zu sein. (15:330-331). Sieht man mit den Augen der Weisheit, sind sie eins mit mir, aber wegen des Nichtwissens erscheinen sie getrennt zu sein. Wenn du das Selbst richtig betrachtest, kann es keine zwei Arten von Verhalten geben, nämlich mit mir eins zu sein und von mir verschieden zu sein. (15:334-335).

Selbst wenn Ich rein bin, erzeugt maya Unwissen. Letzteres verursacht den Zweifel "Wer bin ich?" und gibt sich selbst die Antwort "Ich bin der Körper". Wenn die Weisheit des Selbst vom Körper begrenzt wird, wird sie wegen ihrer Kleinheit als Teil von mir angesehen. So wie Wellen auf hoher See einem Menschen mit beschränktem Verständnis als Teil des Ozeans erscheinen, erscheine Ich, der dem materiellen Körper das Lebens gegeben und das "Ich-bin-der-Körper"-Ego geschaffen habe, in Gestalt eines Einzelnen. (15:341-345).

Die Handlungen, die der Verstand des Einzelnen sieht, wird lebende Welt genannt. Ich nenne den Ort, wo Geburt und Tod als wirklich angesehen werden, lebende Welt oder Welt. Der Mond ist von Wasser verschieden, aber wir sehen seine Reflexion im Wasser. Die Art und Weise, wie ich in dieser lebenden Welt existiere, ist ähnlich. (15:346-348). Der Zustand hinsichtlich Anfangslosigkeit und Nicht-Handelnder wird nicht gestört, sondern meine Erscheinung als Handelnder und Erfahrender ist eine Illusion.(15:350).

Prakriti. Durch Kontakt mit prakriti weist sich diese reine Seele deren Eigenschaften selbst zu, und indem sie dann annimmt, dass prakriti, Geist und die fünf Sinnesorgane ihr gehören, wird sie in die weltlichen Angelegenheiten verwickelt. (15:351-352). Die Seele vergisst sich und betrachtet sich als der prakriti ähnlich und lässt sich mit ihr ein. Sie reitet dann auf dem Wagen des Geistes, verlässt den Körper durch die Ohren und kommt in den Wald der Worte. Sie dringt ein in den dichten Wald des Tastsinns, indem sie sich am Schürzenzipfel der prakriti festhält. Manchmal gelangt sie durch die Augen aus dem Körper und streift über den Hügel der Form. Sie verlässt den Körper über die Zunge und betritt das Tal des Schmeckens. Diese Seele, der ein Teil von mir selbst ist, kommt aus der Nase und betritt den dichten Wald der Gerüche und wandert dort herum. So erfährt die Einzelseele, die die Beherrscherin des Körpers und der Organe ist, mit Hilfe des Geistes die Sinnesobjekte wie Geräusche usw. (15:354-360).

Wenn diese Einzelseele in einen Körper gelangt, erweckt sie den Eindruck, sie sei der Handelnde und der Erlebende. (15:361). Ihr Ego wächst und die Sinnesorgane und -objekte richten einen großen Schaden an. (15:363). Wenn die Seele den Körper verlässt, nimmt sie die fünf Sinnesorgane und den Geist mit. (15:367). Wenn die Einzelseele auf dieser Welt oder im Himmel einen Körper erhält, nimmt sie ihm den Geist und die Sinesorgane. Einem Unwissenden erscheint das Verhalten der Einzelseele so, als ob eine Lampe mit ihrem Schein verschwindet, wenn sie ausgelöscht wird und zusammen mit ihrem Schein wiederkommt, wenn sie wieder angezündet wird. Die Leute denken, die Seele käme in den Körper und erführe die Sinnesobjekte, und es sei auch die Seele, die sich mit dem Körper arrangiert. Geburt und Tod oder Handeln und Erleben sind aber Eigenschaften der prakriti. Man denkt jedoch, diese Eigenschaften gehörten der Seele. (15:368-370).

Wenn der junge Körper anfängt, sich wegen der Lebenskräfte zu bewegen, sagt man, der Mensch ist geboren. Ähnlich erfahren die Sinnesorgane durch das Zusammengehören mit dem Einzelnen ihre entsprechenden Sinnesobjekte, was dann "Lebenserfahrung" heißt. Wenn der Körper dann durch die Erfahrungen schwach wird und vergeht, beklagen sich die Leute, dass das Individuum von ihnen gegangen ist. Sollen wir denn glauben, dass nur da Wind weht, wo sich ein Baum bewegt, und dass es keinen Wind gibt, wenn kein Baum da ist? (15:373-376). Genauso halten von Illusion geblendete Leute Geburt und Tod eines Körpers für Geburt und Tod der Seele. Es gibt aber eine andere Klasse von Leuten, die weiß, dass die Seele im Körper eine eigene Stätte hat und nur Zeuge seiner Handlungen ist. Diejenigen, die mit den Augen der Weisheit sehen, betrachten den Körper nur als Hülle für die Seele und lassen sich nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen; und die, deren Sinn für kritische Urteilsfähigkeit gewachen ist und die in Richtung Gewahrwerden der Seele inspiriert wurden, sind diejenigen, die die Seele kennen. (15:380-383). Wenn wir die Reflektion des sternenübersäten Himmels im Wasser sehen, wissen wir, dass der Himmel nicht heruntergefallen, sondern dort ist, wo er war, und dass das, was wir im Wasser sehen, nur eine Täuschung ist. Ähnlich ist das Individuum in Wirklichkeit die Seele, obwohl sie vom Körper verdeckt wird. (15:384-385). Der Körper mag kommen und gehen - Ich werde davon nicht betroffen, und weise Menschen kennen mich so, wie ich immer bin. Sie wissen, dass das Reich der Seele dauernd bleibt, während man aus Unwissenheit glaubt, dass Körper geschaffen und vernichtet werden. Sie verstehen mit der richtigen Weisheit des Selbst, dass die Seele weder wächst noch vergeht, weder handelt noch Handlungen veranlasst. (15:389-390).

Wissen muss von Distanziertheit begleitet werden.  Ein Mensch mag dieses Wissen erreichen, sein Verstand mag so raffiniert werden, dass er sogar ein Atom durchdringt und er mag in allen Wissensgebieten gelehrt sein - wenn seine Gelehrsamkeit aber nicht von Distanziertheit zu Ego und Welt begleitet wird, wird er mich nie treffen, obwohl ich alles durchdringe. Er mag den Mund vollnehmen mit Reden über kritisches Urteilsvermögen, aber wenn er Sinnesobjekte in seinem Geist beherbergt, wird er mich bestimmt nicht finden. (15:391-393). Selbst wenn er über alle Wissensgebiete vortragen kann, wird er mich auch nach Millionen von Geburten nicht erreichen, solange das Ego in seinem Geist ist.
Nun werde ich dir erklären, wie ich alles Seiende umfasse.(15:396-397)

Ich erhalte das Universum.   Das Licht, mit dessen Hilfe die Angelegenheiten dieser Welt gesehen werden - das Sonnenlicht eingeschlossen - , stammt von mir. Begreife, dass dieses Licht sowohl am Anfang als auch am Ende der Welt da ist. Auch das Mondlicht, das der Welt Feuchtigkeit gibt, nachdem die Sonne sie ausgetrocknet hat, stammt von mir. Zu Mir gehört auch das starke Strahlen, das Brennen und Kochen bewirkt. (15:398-400)

Die Erde wird nicht im endlosen Ozean aufgelöst, weil ich die Erde betrete und sie stütze. Und die zahllosen Geschöpfe, die diese Erde trägt, tun dieses, weil ich ihnen durch mein Auftreten helfe. Arjuna, ich bin in Gestalt des Mondes ein sich bewegender See aus Nektar am Himmel geworden. Ich nähre das gesamte Pflanzenreich, indem ich aus den von dort ausgehenden und zur Erde niedergestreuten Strahlen Kanäle von Nektar bilde. So gebe ich allen Geschöpfen Leben, indem ich Getreide usw. wachsen lasse. Und selbst wenn die Nahrungmittel gewachsen sind - wie verdauen die einzelnen Geschöpfe die Nahrung und fühlen sich gesättigt? (15:401-406).

Dazu entzünde ich das am Nabel im Magen brennende Feuer, und dieses Feuer bin ich. Und indem ich tagein tagaus die Gebläse der Prana- und Apana-Winde betätige, verbrauche ich Nahrung in solchen Mengen, die man einfach nicht messen kann. Ich bin es, der die vier Sorten Nahrung verdaut: trocken, fettig, gekocht und roh. So bin ich alle Geschöpfe, ich bin ihr Leben in Form der Nahrung und ich bin das verzehrende Feuer, das diese lebenserhaltende Nahrung verbrennt und verdaut. Was mehr kann ich dir über meine all-umfassende Natur erzählen? In dieser Welt gibt es nichts außer mir. Aber jetzt wirst du mich vielleicht fragen, warum man glückliche und unglückliche Geschöpfe sieht. (15:407-412). Wenn du hier Zweifel hast, kann ich sie dir vollständig ausräumen. (15:414).

Sieh doch, ich alleine durchdringe alles und überall. Nichts ist von mir verschieden. Aber ich erscheine den einzelnen Geschöpfen gemäß ihrem individuellen Verstand. Das Geräusch ist eine Eigenschaft des Raumes, aber die verschiedenen Musikinstrumente geben verschiedene Geräusche von sich, und auf die gleiche Weise wirkt mein Erscheinen in den verschiedenen Geschöpfen verschieden. (15:415-416). Wenn ein Unwissender und ein Weiser eine Saphirkette sehen, mag der Unwissende sie für eine Schlange halten, der Weise wird aber wissen, dass es eine Saphirkette ist. (15:419). Ähnlich erfahren wissende Menschen Glück durch mich, während die unwissenden unglücklich sind. (15:420).

In Wirklichkeit bin ich auch das Ich-Gefühl im Herzen aller Geschöpfe, dass "ich das und das bin". Aber durch den Umgang mit Heiligen, Übungen von Yoga und Wissen, hingebungsvollen Dienst für seinen Guru und gutes Benehmen verschwindet diese Unwissenheit, das Ego löst sich im Höchsten Selbst auf, und wenn dieses passiert, erkennt mich der Einzelne und wird mit der Erkenntnis des Selbst glücklich. (15:421-424).

Auf der anderen Seite folgen diejenigen, deren Ego nur mit dem Körper beschäftigt ist, durch Dienst am Körper und Prahlen mit weltlichen Dingen dem Pfad der begehrenden Handlungen, wobei sie als Ziel die weltlichen Freuden und das Erreichen des Himmels im Kopf haben. Deshalb ereilen sie besondere Leiden. So wie das, was wir wach sehen, zur Grundlage unserer Träume wird, bin ich die Grundlage für ihre Illusionen wegen ihrer Unwissenheit. (15:425-428). Es ist eine bekannte Tatsache, dass ich alleine die Wurzel von Wissen und Unwissen bin. Arjuna, als die Veden versuchten, mich zu verstehen, spalteten sie sich auf in drei Richtungen, weil sie meine Gestalt nicht verstanden. Obwohl diese Richtungen unterschiedlich sind, führen sie alle dazu, meine Gestalt zu begreifen. Sogar die Shrutis (Veden und Upanischaden) kommen ins Stocken, wenn sie zur Beschreibung des Großen Prinzips kommen (Aham Brahmasmi oder Ich bin das Brahman), und wo die Shrutis nicht in der Lage sind, meine Gestalt auszudrücken, bin ich es, der sie offenbart. Ich allein bin der Kenner dieser reinen Weisheit des Selbst, in dem sich alles, die Shrutis eingeschlossen, auflöst. (15:431-436). Ich kenne meine einzigartige Gestalt, die frei von weltlichen Angelegenheiten ist, und ich bin die Ursache ihres Auftretens. (15:438). Wenn die Weisheit, die die Unwissenheit beseitigt, sich selbst auflöst, kann man nicht behaupten, sie existiere oder nicht. "(15:440). Indem Shri Krishna Arjuna erklärte, wie er das lebendige und nicht-lebendige Universum durchdringt, beschrieb er letztendlich seine reine nicht an Weltliches anhaftende Gestalt. (15:442).

Daraufhin bemerkte Arjuna: "Wie wundervoll, dass es um so interessanter wird, je mehr man vom Selbst weiß! Oh, Shri Krishna, erzähle mir bitte mehr über die bezeichnungslose Natur, die du beschrieben hast, als du mir von deiner All-Durchdringung erzähltest." (15:445-447).

BEZEICHNUNGEN.

Hierauf drückte Shri Krishna seine Zufriedenheit über Arjuna Frage aus und fuhr fort, indem er zwei Arten von Bezeichnungen beschrieb. (15:461-462). Die Sprache verstummt sofort beim Versuch, die nicht-beschreibbare reine Gestalt zu beschreiben. Um zu erklären, dass sie nicht beschrieben werden kann, spricht Shri Krishna zunächst über Bezeichnungen. Bevor er über die bezeichnungslose Gestalt spricht, ist es nötig, die Bezeichnungen als solche zu diskutieren. (15:467-469).

Shri Krishna sagte: "Arjuna, nehmen wir an, diese Welt sei eine Stadt, und ihre Bevölkerung ist sehr gering und besteht nur aus zwei Menschen. Es gibt noch einen Dritten, der es aber nicht ertragen kann, wenn der Name eines der beiden anderen auch nur erwähnt wird. Aber lass' uns von ihm später sprechen. Lass' mich zunächst über die beiden sprechen, die in dieser Stadt zusammen leben wollen. (15:471-474).

Von diesen beiden ist einer blind, dumm und verkrüppelt, während beim anderen alle Organe in guter Verfassung sind. Weil sie in derselben Stadt wohnen, leisten sie sich Gesellschaft. Einer von ihnen heißt kshar, der andere akshar. Diese Welt ist vollkommen von diesen beiden erfüllt. Ich erkläre dir nun, wer kshar und wer akshar ist, und was ihre Eigenschaften sind. (15:475-477).

Arjuna, hoch vom Mahat-Prinzip bis hinunter zum Grashalm, was immer klein oder groß ist, sich bewegend oder feststehend, für Geist und Verstand erkennbar, was von den fünf Prinzipien erzeugt wird, Gestalt annimmt und in den Griff der drei Merkmale sattva, raja und tama gelangt, das Gold, aus dem die Münzen der Lebewesen geschlagen werden, die Würfel, mit denen mit der Zeit als Spielgegner ein Glückspiel gemacht wird, das was durch falsches Wissen erkannt werden kann, das was jeden Moment erzeugt und vernichtet wird, das was die Wälder der Illusion betritt und die Welt erzeugt - und warum noch mehr aufzählen - ist als das Universum bekannt und ist dir schon als das aus der achtfachen prakriti und den sechsunddreißig Prinzipien gestaltete Feld erklärt worden. Aber warum das alles wiederholen? Vorhin habe ich es dir mittels der Analogie zum Weltenbaum erzählt. (15:478-485).

KSHARA, AKSHARA UND DIE ERHABENE PERSON

Die Kshara-Person.  Das bewusste Selbst der Kshara-Person, das sich diese Welt als seinen Aufenthaltsort vorstellt, ist wie sie geworden. Wie ein Löwe, der im Wasser des Brunnens sein Spiegelbild sieht und wütend hineinspringt, täuscht sich das nicht-duale Selbst durch die Annahme der Dualität. Durch die Vorstellung dieser Welt als Aufenthaltsort schlummert das Selbst in ihr und achtet nicht auf seine ursprüngliche Gestalt. Im Schlaf schnarcht es dieses "ich bin glücklich" oder "ich bin unglücklich" und redet unzusammenhängende Worte, wobei "ich" und "mein" vorkommt. Die Seele, die bei der Wanderung durch den Wald, der diese Welt und der Himmel ist, dieses "Dieses ist mein Vater", "Dieses ist meine Mutter", "Ich bin hellhäutig oder dunkel oder perfekt", "Gehören mir nicht dieser Sohn, dieses Geld und diese Frau?" träumen, ist als Kshara-Person bekannt. (15:486-493).

Wenn der Kenner des Feldes in dem Zustand, der als Individuum bezeichnet wird, die Natur seines Selbst nicht bemerkt und wie alle Geschöpfe wird, wird er als Kshara-Person bezeichnet.(15:494-495). Er besetzt vollständig den Zustand des Selbst und wird daher purusha genannt. Er wird auch purusha genannt, weil er im Körper wohnt, wenn auch in schläfrigem Zustand. (N.B. puri bedeutet Stadt; der Körper entspricht einer Stadt, in dem die Seele wohnt, wie oben beschrieben). Und weil diese Person mit Bezeichnungen befleckt worden ist, wurde sie fälschlicherweise beschuldigt, ein kshara oder vergänglich zu sein. Die Person wird von den Bezeichnungen befreit, wenn diese zerstört worden sind. Daher sollten alle lebenden Geschöpfe ksharas genannt werden. (15:496-501).

Die Akshara-Person Lass mich nun erklären, was akshara bedeutet. Arjuna, der zweite Aspekt (Verhaltensform) des Individuums heißt akshara und ist ein Zwischenzustand, d.h. das Individuum verhält sich wie ein uninteressierter Augenzeuge. Er hat weder mit Wissen noch mit Unwissen zu tun. Er nimmt weder mit richtigem Wissen an, dass die Natur monistisch ist, noch hält er sie mit falschem Wissen für dualistisch. Seine normaler Zustand ist entspanntes Unbewusstsein. Wenn man Erde mit Wasser zu einem Klumpen Lehm vermischt, um einen Topf herzustellen, bleibt sie nicht die ursprüngliche Erde, und sie muss eine Form annehmen und ein Topf werden. Der Zustand des akshara purusha ähnelt diesem Zwischenstadium. (15:502-505). Es kann mit dem Halbschlaf verglichen werden, der zwischen dem Wachzustand und der Traumphase auftritt. Der Zustand des Nichtwissens, der zwischen den Zuständen liegt, wenn die Illusion der Welt verschwunden ist aber das Wissen vom Selbst noch nicht erreicht wurde, ist als akshara bekannt. (15:507-508).

Das Offenbarte und das Nicht-Offenbarte.  Der Ort, wo die Einzelseele eingeht, nachdem alle Bezeichnungen verschwinden, wo die Bezeichnungen und das bestimmte Individuum in einem Zustand der Auflösung verbleiben, wird das Nicht-Offenbarte genannt. Weil während des Tiefschlafs vollständiges Nichtwissen eintritt, wird er in der Vedanta-Philosophie als Ursachenerscheinungsform des Nicht-Offenbarten genannt, während die Traumphase und der Wachzustand die Ergebniserscheinungsformen sind. Die Ursachenerscheinungsform ist der Ort der Akshara-Person. Von hier kommt das unrichtige Wissen, das die Zustände des Wachens und Träumens ausschwärmen und durch die Gedankenwälder des Verstandes streifen lässt. Arjuna, der Ort, aus dem die Welt entsteht und wo das Offenbarte und das Nicht-Offenbarte zusammentreffen, ist der Akshara-Person genannte Zustand. (15:510-515).

Die Wach- und Traumzustände, die die zweite Person, d.h. die Kshara-Person erlebt, wenn sie Körperform annimmt, entstehen durch diesen Aufenthaltsort Akshara-Person. Diese beiden Zustände entstehen aus dem Schlafzustand, der als Zustand des Nichtwissens wohlbekannt ist und eine Stufe tiefer als das Erreichen des Brahman ist. Man kann wirklich sagen, dass das Individuum den Zustand des Brahman erreichen würde, hätte es nicht den Wach- oder Traumzustand aus dem Schlafzustand heraus erreicht (Weil die Unwissenheit im Wachzustand verschwindet. Statt dessen erreicht er die Wach- oder Traumzustände, die Eigenschaften des vergänglichen Körpers sind.) Das Wesen, das eine Täuschung des Feldes und des Kenners des Feldes im Traumzustand erlebt, wenn die Wolken in Form von prakriti und purusha den Himmel des Schlafzustandes bedecken, ist die grundlegende Form des akshara purusha, der auch die Wurzel des umgekehrten Weltenbaumes ist. Der Grund, weshalb er ein purusha oder Individuum genannt wird, obwohl er in Wirklichkeit eine Seele ist, liegt darin, dass er in der Stadt der Illusion (maya) ein Schläfchen hält. Der Zustand, in dem man das Kommen und Gehen der Leidenschaften, die eine Art Unwissen sind, nicht bemerkt, ist auch der Schlafzustand. Deshalb wird dieser akshara purusha nicht durch sich selbst beseitigt, sondern durch nichts als das Wissen. Er ist daher in der Vedanta-Philosophie als akshara wohlbekannt. Also ist akshara purusha in Wirklichkeit das Bewusstsein, das die Gestalt eines Individuums annimmt, weil es durch maya gekennzeichnet wird. (15:516-525)

Die erhabene Person  Aus falschem Wissen entstehen die beiden Zustände des Wachens und Träumens und lösen sich in tiefem Unwissen auf. Wenn diese Unwissenheit verschwindet und du der Weisheit begegnest, zerstört diese die Unwissenheit und verschwindet selbst wieder, nachdem sie dir die Erfahrung des Brahman ermöglicht hat. Das ist ähnlich dem Feuer, das erlischt, wenn es das Holz verbrannt hat. Nachdem die Weisheit die Unwissenheit beseitigt hat und dann verschwunden ist, bleibt der Zustand der Selbst-Erkenntnis ohne die Weisheit erhalten und sollte als Erhabenes Wesen betrachtet werden. Diese dritte Art von Person ist anders als die vorher beschriebenen (kshara und akshara). So wie der Wachzustand von den beiden anderen Zuständen Schlaf und Träumen verschieden ist, in denen die Erfahrungen unterschiedlich sind, (15:526-530), ist das Erhabene Wesen von kshara und akshara verschieden. (15:531). Es ist von ihnen in der Weise verschieden wie Feuer von Holz, in dem es latent vorhanden ist. (15:532). Im erhabenen Zustand gibt es keine Spuren der drei Zustände Träumen, Schlafen und Wachen, und weil alle drei Zustände beseitigt sind, wird kein monistischer oder dualistischer Zustand empfunden, und man empfindet auch kein Sein oder Nicht-Sein. Dieser Zustand wird Erhabenes Wesen genannt, was in dieser Welt auch mit Höchste Seele bezeichnet wird. Aber dieses Benennen ist nur möglich, wenn man nicht in Ihm versenkt ist und in der Eigenschaft als Individuum erhalten wird. Arjuna, so wie nur ein am Ufer Stehender vom Ertrinken im Fluss sprechen kann, können die Veden über erhaben und niedrig sprechen, weil sie am Rande des kritischen Urteilsvermögens bleiben. Deshalb erachten sie kshara und akshara geringer als das Erhabene Wesen und setzen Es mit der Höchsten Seele gleich. Verstehe also, dass der Ausdruck "Höchste Seele" das "Erhabene Wesen" bedeutet. (15:534-540).

Andererseits ist die Höchste Seele so geartet, dass man über Sie spricht, ohne wirklich zu sprechen, dass das Nicht-Wissen über Sie dem Sie-Kennen gleichkommt, Sie, die vorkommt, ohne sich zu ereignen. Da verschwindet sogar die Sichtweise des "ich bin das", der Sprecher wird das Gesprochene und das Bild verschwindet mit dem Betrachter. (15:541-542).

Kann jemand sagen, dass irgendetwas über dieses Verschwinden hinaus überlebt hat? Was man auch immer in dieser Situation erlebt, sollte als Ihre Gestalt angesehen werden. Die Lichtquelle, die außerhalb des beleuchteten Objekts existiert, der Betrachter, der neben dem Betrachteten steht, existieren in Ihrer eigenen Gestalt. Die Höchste Seele ist das Reich der Geräusche und gibt die Fähigkeit, zu hören, Sie ist das Reich des Geschmacks und gibt die Fähigkeit, zu schmecken, Sie ist das kosmische Heil, das die Seligkeit bringt, der Höhepunkt der Perfektion, die Höchste aller Personen, der Ruheplatz bei allem Ausruhen, die Wonne aller Wonnen, das Strahlen allen Strahlens und der Ort der Auflösung des Nichts im großen Nichts, Sie ist jenseits von Wachsen und Auflösung, ist größer als das Größte und trägt das Universum ohne es selbst zu werden." (15:545-550).

ICH BIN ÜBER ALLEM.

"Das Universum ist nicht von der Höchsten Seele verschieden. (15:552). Sie ist verantwortlich für die Ausdehnung und das Zusammenfallen des Universums. Sie ändert sich nicht, wenn sie die Gestalt des Universums annimmt und geht nirgendwo hin, wenn das Universum vergeht. Sie wird unter keinen Umständen durch irgendetwas zerstört. Sie kann nur mit sich selbst verglichen werden. Ich bin das einzige Wesen, das sich selbst beleuchtet, in dem keine Dualität auftritt, der jenseits aller Gestalt ist und über kshara und akshara steht, weshalb mich die Veden und alle Leute die Erhabene Person nennen. Die Morgenröte der Weisheit ist für den gekommen, der mich als solchen erkennt. Nach Beginn der Weisheit erscheint ihm das ganze Universum bedeutungslos zu sein. Erreicht er erst einmal meine Weisheit, wird er nicht länger von der Illusion dieser Welt erfasst. Er kennt meine wahre Gestalt, gibt die Vorstellung der Unterscheidung auf und sagt: "Ich bin selbst die selbstgeschaffene wahre Wonne, die überall existiert." und er weiß, dass ich nicht von ihm verschieden bin. Es ist schwierig, zu behaupten, dass er alles erfahren hat, weil er keinen Sinn für Dualität hat. Arjuna, er alleine ist meiner Verehrung Wert so wie nur der Himmel den Himmel umspannen kann. (15:554-565). Nur wer eins mit mir wird, kann mir ergeben sein - wie könnte sich sonst eine Ergebenheitsbeziehung entwickeln? (15:567-568). Die Beziehung zwischen mir und der Verehrung eines mir mit dem Gefühl des Einsseins Ergebenen kann nur mit der Sonne und ihrer Aura verglichen werden, die nicht voneinander verschieden sind.(15:570).

LOB DER GITA

Der Duft der Gita, den man nur durch die shastras erhalten kann, ging gleich bei Beginn dieses Kapitels vom Lotus der Upanishaden aus. Die Gita ist das Wesentliche, das aus den Veden herausgezogen wurde indem man sie mit dem Verstand des weisen Vyas durcharbeitete. Sie ist der Fluss des Nektars der Weisheit, vergleichbar mit der siebzehnten Phase des Wonnemondes oder der Göttin Laxmi, wenn sie aus der Milch des Ozeans der Kontemplation steigt. Deshalb kennt sie ausser mir in seinem Herzen keiner mit seinen eigenen Worten oder Buchstaben oder eigener Interpretation. Als Kshara- und Akshara-Personen mit ihr konfrontiert wurden, hat sie sich mir sofort ergeben. Daher ist die Gita, die du gerade liest, meine treue Gattin. In Wirklichkeit ist die Gita keine Dichtung, die durch Worte vermittelt werden kann. Sie ist die Wissenschaft der Eroberung dieser Welt. Die Buchstaben dieser Gita sind Mantras, die dich beim Erlangen des Selbst führen können. Arjuna, als ich dir diese Gita erklärte, habe ich meinen geheimen Schatz gezeigt. Wenn mein bewusstes Selbst mit Lord Shiva verglichen wird, bist du, der du es verstanden hast, den Ganges der Gita aus seinem Kopf fließen zu lassen, gleich dem Weisen Gautama (Buddha). (15:571-579). Arjuna, weil dich die Unreinheit der drei Merkmale verlassen hat, bist du zusammen mit der Gita mein Aufenthaltsort. Die Gita ist meine Kletterpflanze des Wissens, und wer sie versteht, wird von allen Illusionen befreit. (15:582-583). Aber warum sollte man sich wundern, dass die Illusionen verschwinden, wenn man die Gita vollkommen versteht? Die Weisheit des Selbst führt einen zur Erscheinung des Selbst. Nachdem die Weisheit des Selbst erreicht ist, löst sich auch das Karma mit der Erkenntnis auf, dass seine Aufgabe erledigt ist. Wenn die Weisheit als Höhepunkt der menschlichen Existenz oberhalb des Karma-Tempels einzieht, erlischt das Karma von selbst. Für einen Menschen, der diese Weisheit erreicht hat, gibt es keine Aufgaben mehr."
So sprach der Erlöser der Elenden.(15:585-588).

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Verweise auf Kommentare und die anderen Kapitel:
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Ó Copyright  for the English version: V. V. Shirvaikar                        Email:  vshirvaikar@yahoo.com
Ó Copyright  für die deutsche Fassung: Dietrich Platthaus                        Email:  dick@dj6qo.de

Essen, Mai 2000.
Letzte Änderung: 2010-NOV-18           Eingangsseite des Übersetzers.